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- Königreich (bis 1910) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.11.2008
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pfeil_weiss_rechts.gif   Einführung
pfeil_weiss_rechts.gif   Über Portugal
pfeil_weiss_rechts.gif  Königreich (bis 1910)
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   Ausgaben 1853-1890
   Innenpolitik etc. ab 1853
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   Ausgaben 1890-1910
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Einführung Das frühe 19. Jahrhundert Die Regentschaft Marias II. (1834-1855) Die ersten Ausgaben bis 1890 Die Innenpolitik und Wirtschaft ab 1853 Die Außenpolitik im 19. Jahrhundert Die Ausgaben bis zum Ende der Monarchie Die Jahrhundertwende und das Ende der Monarchie nach unten

Einführung

In der Zeit vom Ende der Regentschaft Marias II. im Jahre 1853 bis zur Ausrufung der Republik am 4. Oktober 1910 wurden in Portugal 167 Briefmarken verausgabt. Diese zeigten - bis auf wenige Ausnahmen - fast ausschließlich das Porträt des jeweiligen Regenten. Erst im Jahre 1894 wurde anläßlich des 500. Geburtstags von Heinrich dem Seefahrer mit dieser Tradition gebrochen. Auch zum 700. Geburtstag des Hl. Antonio von Padua (1895) und zum 400. Jahrestag der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama (1898) wurde eine Ausnahme gemacht.

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Das frühe 19. Jahrhundert

pt_nr1.jpgDie erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war auch in Portugal eine unruhige Zeit, die - wie in anderen Staaten - durch das Aufkommen des Liberalismus und Revolten geprägt wurde. 1822 war eine Verfassung verabschiedet worden, die die Volkssouveränität, die Unterordnung des Monarchen unter die Gewalt des Parlaments und das allgemeine Männerwahlrecht für das einkämmerige Parlament vorsah. Der König hatte die Exekutive inne, ernannte die Minister und bei der Legislative besaß er ein suspensives Vetorecht gegen Parlamentsbeschlüsse. 1822 wurde Brasilien unabhängig und befand sich bis 1825 mit Portugal im Krieg. Es kam zwar nicht zu kriegerischen Handlungen, aber der Handel zwischen beiden Ländern wurde dadurch stark beeinträchtigt. Als 1823 in Spanien mit Hilfe französischer Truppen der Absolutismus wieder eingeführt wurde, zettelten Ende Mai 1823 junge Adelige einen Aufstand, die sog. "Vila Francada" an, die vom jüngsten Sohn des Königs, Dom Miguel, unterstützt wurde. Die Cortes wurde aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Danach regierte König Johann VI. das Land bis zu seinem Tode im Jahre 1826 wieder absolutistisch.

Sein Nachfolger wäre eigentlich der ältere Sohn Dom Pedro gewesen, der seit 1822 als Peter I. Kaiser von Brasilien war. Da er aber die Unabhängigkeit Brasiliens vom Mutterland betrieben hatte, kam er als Thronfolger nicht in Betracht. Deshalb verzichtete er zu Gunsten seiner siebenjährigen Tochter Maria da Glória auf den Thron, wobei er zur Bedingung machte, daß sein jüngerer Bruder Miguel diese später heiraten sollte und daß es eine neue Verfassung (die "Carta Constitucional"), die ein Kompromiß aus Absolutismus und Liberalismus darstellte, eingeführt werden sollte. Diese Verfassung war die stabilste des 19. Jahrhunderts und blieb bis 1920 in Kraft, auch wenn sie öfters geändert wurde.

pt_nr2.jpgAls Dom Miguel, der seit seinem im April 1824 fehlgeschlagenen Aufstand der radikalen Absolutisten (die "abrilada") im Exil lebte und 1828 nach Portugal zurückkam, wollte Maria II. die Krone streitig machen. Er löste das Parlament auf, setzte die Verfassung außer Kraft und führte den Absolutismus wieder ein. Hierdurch kam es besonders in Porto zu Aufständen liberal gesinnter Soldaten und es begann ein zerstörerischer Bürgerkrieg, der erst 1834 mit dem Sieg der Gemäßigten enden sollte. Peter I. dankte 1830 als Kaiser von Brasilien ab und kehrte nach Portugal heim, um die Thronansprüche seiner Tochter durchzusetzen. Der Bürgerkrieg war nicht nur ein Krieg dieser beiden Brüder, sondern auch ein Krieg zwischen Konstitutionalismus und Absolutismus. Im Sommer 1834 erzielte Pedros Flotte unter Führung eines britischen Admirals vor der portugiesischen Küste den entscheidenden Sieg und von der Algarveküste aus konnte das Land erobert werden. Am 24. Juli 1833 zog Dom Pedro in Lissabon ein.

Durch diesen Sieg konnte in Portugal der liberale Konstitutionalismus durchgesetzt werden. Ein sozio-ökonomisches Programm brachte wichtige Reformen, da Feudalrechte auf dem Land abgeschafft wurden, das Steuersystem reformiert wurde und eine moderne öffentliche Verwaltung und ein reformiertes Justizwesen eingeführt werden konnten. Die Krongüter wurden verstaatlicht, der Zehnte abgeschafft, 300 Männerorden aufgelöst und deren Ländereien an Liberale verkauft.

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Die Regentschaft Marias II. (1834-1855)

pt_nr3.jpgIm gleichen Jahr noch verstarb der König und seine Tochter bestieg als Maria II. da Glória im Alter von 15 Jahren den Thron. Ihre Herrschaftszeit war besonders von den Gegensätzen zwischen den Strömungen der Liberalen und dem Streit um die "richtige" Verfassung geprägt. Die gemäßigteren Liberalen wollten eine Wiedereinführung der "Carta Constitucional" von 1826, die radikaleren Kräfte die liberalere Verfassung von 1822. Als in Spanien 1836 nach Revolten die liberale Verfassung von 1812 wieder eingeführt wurde, kam es durch die progressiven Liberalen, die von Arbeitern und Handwerkern in Lissabon unterstützt wurden, im September 1836 zum Staatsstreich. Weite Teile der Bevölkerung litten damals besonders unter der hohen Arbeitslosigkeit. Die neue Regierung setzte ein Reformprogramm mit der Gründung von staatlichen Grundschulen, Einrichtung technischer Hochschulen und dezentralisierten Bibliotheken sowie die Führung eines Zivilregisters durch und die Verfassung von 1822 wieder in Kraft. Die gemäßigteren Liberalen versuchten einen Gegenputsch mit Hilfe belgischer und englischer Einheiten. Als Kompromiß wurde 1838 eine neue Verfassung, die eine Mischung aus den Verfassungen von 1822 und 1826 war, beschlossen.

Die neue Verfassung galt aber nur vier Jahre, da die Gemäßigten 1842 einen unblutigen Staatstreich durchführten und die "Carta Constitucional" wieder einführten. Regierungschef wurde Antonio Bernardo da Costa Cabral, der eine autokratisch-bürokratische Diktatur errichtete. Er erließ ein restriktiveres Wahlrecht, zentralisierte die Verwaltung und stärkte die Exekutive. Außerdem ging er gegen ineffektive Behörden vor und leitete Verbesserungsmaßnahmen im desolaten Gesundheitswesen ein. Anstelle der Äbte und Adeligen litt das Volk nun unter autoritären Beamten.

Die dritte Revolte des 19. Jahrhunderts in Portugal brach in der Provinz Minho aus. Eigentlich war die Provinz recht wohlhabend, weil es dort seit dem Anbau von Mais und Kartoffeln zu einem enormen Aufschwung gekommen war. Aber die schlechte Kartoffelernte von 1845 führte zu einer Krise und dann zum Aufstand der Bauern. Die eigentliche Ursache war allerdings der Versuch durch die Behörden, das Land der Bauern einzuzäunen und zu registrieren. Da das Gerücht aufkam, man wolle die registrierten Ländereien an die Engländer verkaufen, kochte der Volkszorn. Die Kämpfe dauerten bis Ende Juni 1847.

pt_nr5.jpgAb 1851 beruhigte sich die Lage in Portugal, zumal die politischen Gegner sich darauf verständigten, zu kooperieren. Nach 1851 bildeten sich zwei liberale Parteien, die "Regeneradores" (zu denen auch Konservative und Rechtsliberale gehörten) und die "Históricos" (die Linksliberalen). Die Parteien beschlossen eine Rotation bei der Regierungsausübung, wobei eine Partei so lange regierte, wie es ihr möglich schien, die Verpflichtungen zu erfüllen. Danach beauftragte der Monarch dann die andere Partei. Dieses Modell kam ursprünglich aus England, aber im Unterschied zu England wurde erst nach der Auflösung des Parlaments und Bestimmung einer Regierung neu gewählt, wobei die mit der Regierungsbildung beauftragte Partei immer als Siegerin hervorging. Außerdem war nur ca. 1 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt. In der Phase der "Regeneracao" entstand eine neue Mittelschicht aus Bürgerlichen, die die versteigerten Staatsländereien aufgekauft hatten. Diese neue Schicht trug maßgeblich zur Modernisierung Portugals bei, indem z. B. ab 1850 ca. 200 km Straßen gebaut wurden und auch eine Eisenbahnlinie zwischen Lissabon und Porto geplant wurde. Auch das Postwesen wurde modernisiert und noch kurz vor dem Tod von Königin Maria II. wurden die ersten Briefmarken eingeführt.

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Die ersten Ausgaben bis 1890

- Die Ära Borja Freire -

Aufgrund der in mehreren Ländern gemachten positiven Erfahrungen mit der Verwendung von Briefmarken wurde im Rahmen der portugiesischen Postreform von 1852 beschlossen, den modernen Entwicklungen in der Postorganisation Sorge zu tragen und durch die Ausgabe von Briefmarken dem Publikum den Versand von im voraus bezahlten Postsendungen zu erleichtern. Die auszugebenden Postwertzeichen sollten nach dem durch britische Vorbilder (Oktogon-Ausgaben) geprägten Entwurf des Ersten Königlichen Münzstechers Francisco de Borja Freire das Kopfbild der regierenden Königin D. Maria II. tragen, wobei zum Schutz vor Verfälschungen das Bildnis und die Inschriften im erhabenen Prägedruckverfahren angefertigt werden sollten. Es war vorgesehen, Briefmarken in den Wertstufen zu 5, 20, 25, 50 und 100 Réis zu verausgaben, mit denen die gängigen Portostufen abgedeckt werden konnten.

Im Oktober 1852 begannen die organisatorischen Vorbereitungen, die jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten trafen. So mußte eine geeignete Druckmaschine, die den besonderen Anforderungen an Haltbarkeit und Belastungsfähigkeit gewachsen war, beschafft werden, da bei den zu dieser Zeit in Portugal gängigen Druckmaschinen überwiegend Druckstempel bzw. -platten aus Holz zum Einsatz kamen, die den zu erwartenden Belastungen nicht standhalten konnten. Nach einiger Zeit der Suche wurde man bei der Firma Dryden Brothers in Lambeth/England fündig. Zunächst wurde ein Exemplar dieser Maschine bestellt, welches am 27.04.1853 auf dem Seeweg die Hauptstadt Lissabon erreichte. Im Mai 1853 begannen die ersten Drucke der Wertstufe zu 25 Réis in blau, wenige Tage später, am 11.06.1853, die Drucke der Wertstufe zu 5 Réis (Katalognummer 1). Ab dem 01.07.1853 erfolgte die Ausgabe dieser ersten beiden Marken an den Postschaltern. Noch innerhalb des selben Monats wurden die Wertstufen zu 100 Réis, lila (02.07.1853) und zu 50 Réis, grün (21.07.1853) ausgegeben. Die Herstellung der geplanten Wertstufe zu 20 Réis war zwischenzeitlich verworfen worden.

Der Druck, der ausschließlich in der königlichen Münze "Casa da Moeda" in Lissabon vorgenommen wurde, erfolgte im kombinierten Buch- und Prägedruckverfahren im Einzeldruck von jeweils einem Wertstempel in Bogen zu 4 x 6 Marken, ungezähnt. Wegen der Verwendung jeweils eines einzelnen Druckstempels mußten diese im Verlaufe der Druckperiode bei den auflagestärkeren Wertstufen zu 5 und 25 Réis aus Gründen des Verschleißes ersetzt werden. Hierzu war es erforderlich die Urklischees neu zu gravieren, wodurch Abweichungen im Markenbild entstanden, die eine Unterteilung in verschiedene Typen ermöglicht. Wurden die Marken zu 50 und 100 Réis von jeweils nur einem Urklischee hergestellt, so existiert die Wertstufe zu 5 Réis und die zu 25 Réis in zwei verschiedenen Typen.

Der Papiervorschub in der Druckmaschine mußte durch den Drucker manuell vorgenommen werden, was zu einer sehr unregelmäßiger Anordnung der Marken im Bogen und zu weiten, stark differierenden Markenabständen führte. Bis auf die Wertstufen zu 5 und 25 Réis sind die Auflage und Verbrauchzahlen dieser ersten Ausgaben Portugal relativ niedrig, woraus ansehnliche Katalognotierungen resultieren. Die Wertstufe zu 5 Réis, die zwar in einer Auflage von 2.294.112 Exemplaren gedruckt wurde, weist dennoch ebenfalls eine hohe Katalognotierung auf, da sie vornehmlich zur Frankatur von Zeitungen/Streifbändern und Drucksachen verwendet wurde und nur in geringer Zahl erhalten geblieben ist. An dieser Stelle muß für diese und die folgenden Ausgaben allerdings darauf hingewiesen werden, daß die Marken nur in unbeschädigter Erhaltung des bruchgefährdeten Reliefs und allseits breitrandig als vollwertig anzusehen sind.

Nach dem Tode der Königin am 15.11.1853 ging die Krone an ihren ältesten Sohn D. Pedro V. Dementsprechend erfolgte eine Änderung des Markenbildes und im Jahre 1855 erfolgte die erste Ausgabe mit dem Kopfbild des Königs. Wie auch für die folgenden Ausgaben bis 1866 stammten die Entwürfe wiederum von Francisco de Borja Freire. Nachdem die Werte zu 5, 25, 50 und 100 Réis zur Ausgabe gelangt waren, wurde Kritik an dem unvollkommenen Abbild des Königs insbesondere der unzutreffend dargestellten Frisur - glatte Haare - laut, was dazu führte, daß bereits ab 1856 die Markenzeichnung geändert wurde. Wie bereits angedeutet ist der deutlichste erkennbare Unterschied zu der vorherigen Ausgabe die im Bereich der Frisur vorgenommenen Änderungen, nunmehr gelocktes Haar. Im Januar 1858 erfolgte eine Farbänderung der Wertstufe zu 25 Réis zu karmin(rosa).

Nach kurzem, schweren Leiden verstarb D. Pedro V. am 11.11.1861 im Alter von 24 Jahren an den Folgen einer Cholera-Infektion, jedoch halten sich bis heute Gerüchte, daß es sich auch um einen Giftmord gehandelt haben soll. Sein jüngerer Bruder D. Luís I. wurde noch im selben Jahr zum König gekrönt. Aus diesem Anlaß erfolgte die letzte Ausgabe im signifikanten Stil Borja Freire´s. Gegenüber den vorherigen Ausgaben wurden die bekannten Wertstufen durch eine neue Wertstufe von 10 Réis orange ergänzt.

1863 wurden, offiziell begründet mit der hohen Nachfrage ausländischer Postverwaltungen nach Exemplaren der ersten Ausgaben, Neudrucke der Ausgabe 1853 sowie zweier Werte der Ausgabe 1856 (5 rs. braun und 25 rs. blau) hergestellt, deren Löwenanteil allerdings entgegen der eigentlichen Begründung in Sammlerhände verkauft wurde. Diese Neudrucke die unter Verwendung der z. T. überarbeiteten Original-Druckstöcke hergestellt wurden, sind bis auf die eindeutig zu identifizierende Nr. 1 den Originalen sehr ähnlich, zumal Sie auf einem zwar dünnen aber sehr den Originalen gleichenden Papier gedruckt wurden. Sie können am Besten anhand der abweichenden, klarweißen Gummierung und den differierenden Farbtönen unterschieden werden.

- Überblick über die Ausgaben -

pt_nr11.jpgDie ersten Marken von Portugal, die am 1. - 21. Juli 1853 verausgabt wurden, zeigen das Porträt der Königin Maria II., wobei der Michel-Katalog zwischen diversen Farbvarianten unterscheidet. Nach dem Tod Marias folgte ihr König Pedro V. auf den Thron. Die erste Serie vom 1.2.1855 zeigte das Porträt des Königs mit glattem Haar, während die zwei Marken vom 10.5.1856 und die Marke vom 1.1.1858 die Silhouette mit gelocktem Haar zeigen. Nach der Inthronisation von König Luis I. erschien an 1.7.1862 eine erste Serie von fünf Marken ohne Stecherzeichen. Die Folgeausgaben von 1866/67 und 1867/70 waren mit Stecherzeichen und 1870 gab es eine Serie mit geänderter Umrahmung. Am 10.7.1876 erschien erstmals eine Zeitungsmarke, wobei der Michel-Katalog zwischen verschiedenen Zähnungen und Farbvarianten unterscheidet.

pt_nr65.jpg1880 erschienen drei Marken mit dem Porträt von König Luis I. im neuen Muster, wobei der Michel-Katalog zwischen zwei Zähnungsvarianten unterscheidet. Auf der Ausgabe von 1882 schaut der König nun nach rechts, wobei auch hier zwischen diversen Zähnungsvarianten und außerdem zwischen gewöhnlichem (X) und gestrichenem Papier (Y) unterschieden wird. Am 15. Juli 1884 erschien dann die erste Freimarke in Ziffernzeichnung, die es in zwei Zähnungsvarianten gibt. Die beiden Marken von 1884 sind Farbänderungen der Ausgabe von 1870 und die drei Marken von 1882/87 zeigen die Ausgabe von 1882 mit geändertem Rahmen. Die zweite Zeitungsmarke Portugals von 1886 ist die letzte Emission zur Zeit König Luis I., wobei es die drei Papierarten gewöhnlich (X), gestrichen (Y) und dünn (Z) gibt.

- Die Ära Charles Wiener -

Ein Bruch im bisherigen Design der Marken erfolgte dann im Jahr 1866, nach einem Entwurf des für den aus Altersgründen zurückgetretenen Ersten königlichen Münzstecher Borja Freire ersatzweise verpflichteten Belgier Charles Wiener. Wiener entwarf ein völlig neues Markenbild, das wiederum den farbigen Buch- mit farblosem Prägedruck vereinte. Diese Markenausgabe, nach der geschweiften Form des Wertbandes "fita curva" genannt erschien zunächst wiederum ungezähnt in den Wertstufen zu 5 Réis schwarz, 10 Réis gelb, 20 Réis ocker, 25 Réis karminrosa, 50 Réis grün, 80 Réis orange, 100 Réis lila und 120 Réis blau. Mit dieser Ausgabe wurde eine veränderte Bogengröße eingeführt, die nunmehr 7 Reihen zu je 4 Marken umfasste. Ab Herbst 1867 wurden die Marken nach und nach gezähnt 12 1/2 ausgegeben, was allerdings zunächst eine technisch aufwendige Umrüstung der Druckmaschinen erforderlich machte, um die für eine Zähnung der Marken erforderlichen gleichmäßigen Abstände der Marken untereinander im Bogen herzustellen. Diese wurde durch ein von Hand zu betätigendes Hebelwerk erreicht. Die vorhandenen Wertstufen wurden um den Wert zu 240 Réis lila ergänzt. Die Zähnung der Marken erfolgte im Kastenzähnungsverfahren auf einer Belgischen Zähnungsmaschine der Firma Gouweloos Frères, Brüssel.

- Die Ära Augusto de Campos -

Die Person Wieners war während seiner gesamten Anwesenheit an der Casa da Moeda allerdings nicht unumstritten, vielmehr wurde insbesondere vom ersten Graveur Frederico Augusto de Campos vehement Kritik an der Ausführung der Markenzeichnung aber auch an der fachlichen Kompetenz Wieners geführt, was im Jahre 1867 dazu führte, daß Wiener seinen Posten aufgab und Portugal verließ. Die große Stunde des nunmehr ersten Graveurs an der Casa da Moeda, Frederico Augusto Campos war gekommen. Durch gezielte Änderungen des vorhandenen Wienerschen Entwurfes schuf er ein neues Markenbild, welches entsprechend des begradigten Wertbandes in Türbogenform als "fita direita" bezeichnet wird und wohl zu den schönsten klassischen Markenausgaben Portugals gezählt werden darf.

Diese Ausgabe die 1870 erstmals ausgegeben wurde stellt zugleich ein weites Feld für Spezialsammler dar, da neben den wiederum durch den Ersatz verschlissener Druckstempel bedingten unterschiedlichen Typen drei verschiedene Papiersorten - gestrichenes, gewöhnliches und geripptes Papier - sowie vier Zähnungsvarianten zu verzeichnen sind. Sind die Zähnungen 12 1/2 und 13 1/2 die gängigen Varianten, so sind einzelne Werte in der seltenen und daher gesuchten Zähnung 14 erschienen. Daneben sollen einige Werte auch in einer Zähnungsvariante 11 1/2 erschienen sein, wobei hier bislang nur der Wert zu 25 Réis zweifelsfrei belegt ist.

Neben den bekannten Wertstufen wurden die Ergänzungswerte zu 15 Réis braun, 150 Réis blau und 300 Réis violett ausgegeben. Aufgrund der durch den neu gegründeten Weltpostverein ergangenen Regelungen zur Vereinheitlichung der Farben bestimmter Werte erfolgte eine Farbänderung der Wertstufen zu 10 Réis (grün), 50 Réis (blau) und 150 Réis (gelb).

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Die Innenpolitik und Wirtschaft ab 1853

Nach dem Tod von Königin Maria II. übernahm ihr Witwer, Ferdinand von Sachsen-Coburg-Koháry, ala Pedro V. die Regentschaft und ab 1861 regierte sein Sohn Ludwig I. (Luis I.). 1855 wurde der erste Telegraph in Betrieb genommen und 1864 war die Eisenbahnlinie Lissabon - Porto fertig. Der wirtschaftliche Aufschwung ging weiter, zumal sich ab ca. 1852 das Freihandelskonzept durchsetzte, das erst 1892 durch einen Protektionismus abgelöst wurde. Die Infrastrukturmaßnahmen wurden im wesentlichen durch nationale und internationale Anleihen finanziert, wobei Großbritannien der größte ausländische Kapitalgeber war. Hierdurch wuchs die Staatsverschuldung immer mehr an und der Staatshaushalt konnte bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1910 nicht mehr konsolidiert werden.

pt_nr6.jpgBezüglich der "Rotativismo" (der Rotation der beiden Parteien) waren beide Seiten in etwas gleich lang an der Macht: die Regenetadores 1881-56,1859-60, 1871-77, 1878-79 und die Históricos 1851-56, 1860-65, 1868-70, 1877-78, 1879-81,1886-90 und 1865-68 gab es sogar eine Gemeinschaftsregierung. Durch die lange Phase der innenpolitischen Stabilität kam es auch zu sozialen und ökonomischen Veränderungen, denn die Bevölkerung wuchs von ca. 3 Millionen (1835) auf 5,5 Mill (1911) an. Trotzdem gab es keine Urbanisierung in Portugal, da zum Ende des 19. Jahrhunderts nur ca. 16 Prozent der Bevölkerung in Städten lebten. Im dicht besiedelten Norden gab es auch Kleinbauern auf Subsistenzbasis und im Süden meist Agrarproletarier, die als Tagelöhner auf den Latifundien arbeiteten. Der Analphabetismus betrug 1890 76 Prozent und am Ende der Monarchie im Jahre 1910 noch 70 Prozent, obwohl die Anzahl der Grundschulen zwischen 1850 und 1910 von 1.100 auf 5.000 gewachsen war. Durch die Bevölkerungsexplosion gab es eine starke Auswanderung, wobei meist jüngere Männer besonders nach Brasilien auswanderten und es so in ihren Herkunftsregionen zur Überalterung und zum Frauenüberschuß kam.

Neben der Landwirtschaft spielten die anderen Wirtschaftszweige eigentlich nur eine geringe Rolle. In der Mitte des 19. Jahrhundert gehörten ca. 15 Prozent der Bevölkerung zum Bürgertum, das sich zwar auch stark in der langsam wachsenden Industrie engagierte, aber besonders nach einem gesicherten Einkommen in Luxus strebte und deshalb in Großgrundbesitz, der gesellschaftliches Ansehen versprach, investierte. Auch heiratete man oft in den Adel ein. Bei der Industrie spielte besonders ausländisches Kapital eine Rolle, so waren um 1900 ca. 15 Prozent der Aktiengesellschaft in ausländischer Hand. Die meisten Industriebetriebe gab es im Raum Lissabon und Porto. Naturgemäß gab es in Portugal am Ende des 19. Jahrhundert nur ca. 100.000 Fabrikarbeiter.

Trotz des Vorherrschens der Landwirtschaft vollzog sich auch in Portugal im 19. Jahrhundert ein Übergang vom Feudalstaat zu einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, da der alte Feudaladel seine Privilegien einbüßte und der neue Nobiltätsadel, der die wirtschaftliche Macht innehatte und den Außenhandel kontrollierte, zur wichtigsten Stütze der Monarchie wurde. Portugal exportierte besonders Agrarprodukte. Der Wein wurde meist nach England verschickt. Importiert wurden Fertigwaren, Nahrungsmittel und Industrieprodukte jeder Art, wobei das Land eine negative Handelsbilanz aufwies.

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Die Außenpolitik im 19. Jahrhundert

pt_nr7.jpgDie weltpolitische Rolle Portugals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war eigentlich gering. Allenfalls die Beziehungen zu den Kolonien und Spanien hatten einen besonderen Stellenwert. Schon das "Setembrista"-Regime (1836-42) strebte in Portugiesisch-Afrika ein neues Imperium ab. 1836 wurde offiziell der Sklavenhandel abgeschafft, aber an den Küsten von Angola und Mozambique blühte der Handel weiter. Es gelang Portugal nicht, eine direkte Verbindung zwischen Angola und Mozambique herzustellen, da erst ab den 60er Jahren Expeditionen ins Innere der beiden Kolonien geschickt wurden und man nicht von einer flächendeckenden Herrschaft Portugals in diesen Gebieten sprechen konnte. Viele Politiker sahen ein neues Kolonialimperium in Afrika als Alternative zur Auswanderung. Seit der Wirtschaftskrise 1870 nahm der Entwicklungsrückstand Portugals gegenüber den zentraleuropäischen Ländern weiter zu und man wollte mit dem Territorialbesitz einen Ausgleich schaffen. Wie gering die anderen europäischen Mächte Portugal aber ansahen, zeigte sich 1885 auf dem Berliner Kongreß, als der portugiesische Anspruch auf den Kongo abgelehnt wurde.

Die Beziehungen zu Spanien waren eigentlich auf beiden Seiten durch bewußtes Desinteresse gekennzeichnet, auch wenn spanische Ereignisse des öfteren im 19. Jahrhundert auf Portugal Einfluß hatten, wie die liberale Verfassung von 1812 oder der Umsturz von 1820. Engere Beziehungen bahnten sich an, als nach der "Septemberrevolution" von 1868 in Spanien die Bourbonen abgesetzt wurden und sowohl Ferdinand von Sachsen-Coburg-Koháry, als auch seinem seit 1861 regierenden Sohn Ludwig I. die spanische Krone angeboten wurde. Der Plan einer "iberischen Union" scheiterte aber, weil Portugal die Dominanz des größeren Nachbarn fürchtete, der 1580-1640 schon einmal Portugal besetzt hatte.

1890 kam es wegen der Afrikapolitik zu einer nationalen Krise, da der Versuch der Ausdehnung Angolas und Mozambiques ins Innere Afrika im Gegensatz zu den britischen Plänen stand, zwischen Kairo und Kapstadt eine Eisenbahn zu bauen. Auf Grund eines Ultimatums des britischen Premierminister Lord Salisbury verzichtete Portugal auf die Territorialansprüche. Wegen dieser angeblichen Demütigung Portugals stürzten zwei Regierungen und es bildete sich eine republikanisch-antimonarchistische Bewegung, die König Karl I. (Carlos I.) die Mißachtung der nationalen Interessen und die Vernachlässigung der Kolonialpolitik vorwarf. Es gelang Portugal aber nach wie vor nicht, das große Territorium vollständig unter seine Kontrolle zu bekommen.

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Die Ausgaben bis zum Ende der Monarchie

- Die neuen Marken -

1879 war mit der Einführung neuer Druckmaschinen die Zeit für eine neue Markenzeichnung gekommen. Aus den mannigfaltigen Entwürfen, die auch heute noch von Zeit zu Zeit auf Auktionen angeboten werden, wurden Bildnisse des Königs im Profil realisiert. Diese Ausgaben wurden ausschließlich im Buchdruck hergestellt und auf gewöhnlichem wie auch auf gestrichenem Papier mit den Zähnungen 11 1/2, 12 1/2 und 13 1/2 aufgelegt. 1882 wurde ein neues Markenbild, D. Luís I im Halbprofil gewählt.

Aufgrund des durch die nicht ausreichende Kapazität der neuen Druckmaschine bedingten Mangels an Werten zu 20 Réis wurde 1884 unter Verwendung der alten Druckstöcke und Maschinen die Wertstufe zu 20 Réis in karminrosa, sowie eine neue Wertstufe zu 1000 Réis in schwarz in der früheren Markenzeichnung "fita direita" herausgegeben.

1889 starb D. Luís I., sein Nachfolger wurde sein Sohn D. Carlos I. Dementsprechend wurde ab 1890 die Ausgabe neuer Marken mit dem Bildnis D. Carlos I. nach einem Entwurf von Manuel Diogo Neto veranlaßt. Wie auch bei den früheren Ausgaben kamen hier die drei Zähnungen 11 ½, 12 ½ und 13 ½ und zwei verschiedene Papiersorten zum Einsatz.

Die bis dahin verausgabten Marken mit dem Bildnis D. Luís I. wurden mit der Ausgabe der neuen Marken ungültig. Da jedoch immense Restbestände der alten Marken vorhanden waren, deren Verbrennung unter der angespannten finanziellen Situation in Portugal unwirtschaftlich schien, wurden im Jahre 1893 die noch vorhandenen früheren Bestände mit dem Aufdruck "Provisorio" in unterschiedlichen Ausführungen versehen und ausgegeben.

1894 verausgabte Portugal als eines der ersten Europäischen Länder die ersten Sondermarken. Anlaß war der 500. Geburtstag Heinrich des Seefahrers. Obwohl der Verkauf dieser Marken, die im übrigen erstmals nicht in Portugal gedruckt wurden, sondern bei der Firma Giesecke & Devrient in Leipzig im Steindruckverfahren hergestellt wurden, wirtschaftlich gesehen weit hinter den Erwartungen zurückblieb, folgte bereits im Jahr 1895 eine zweite Gedenkausgabe zu Ehren des 500. Geburtstages des Heiligen Antonius von Padua, der trotz der allgemeinen Annahme, er sei Italiener gewesen, tatsächlich jedoch portugiesischer Herkunft war.

Obwohl dieser Satz, wie auch sein Vorgänger, für die Dauer von drei Tagen zur ausschließlichen Frankatur der Post bestimmt - während dieser Zeit durften keine anderen Marken verwendet werden - war auch diese Ausgabe ein wirtschaftlicher Flop. Besonders deutlich wird dieses am Höchstwert zu 1000 Réis, dieser wurde in einer Auflage von 80.000 Stück gedruckt, wovon ca. 71.000 Marken unverkauft blieben. Gemeinsam mit den anderen Restbeständen wurden diese verbrannt.

Man beschränkte sich daraufhin bei der Ausgabe von Briefmarken zunächst wieder auf das Bildnis des Regenten, welches ab 1895 im geänderten Muster nach einem Entwurf von Eugène Mouchon auf den Ausgaben erschien. Aus Anlaß des 400. Jahrestages der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama wurde dann im Jahr 1898 ein neuer Anlauf zur Ausgabe von Sondermarken gewagt. Diese erstmals im Stichtiefdruck durch die Firma Waterlow and Sons, London, hergestellten Werte waren im Gegensatz zu Ihren Vorgängern mehrere Monate frankaturgültig, vom 01.04. bis 30.06.1898. Eine Besonderheit bietet diese Ausgabe im Bereich der Zähnung, so kamen bei Waterlow and Sons sämtliche verfügbaren Zähnungseisen zwischen 13 ½ und 16 zum Einsatz, so daß Mischzähnungen der unterschiedlichsten Art zu verzeichnen sind.

Nachdem König D. Carlos I. und der Tronfolger Prinz D. Luís Filipe am 01.02.1908 eine Attentat zum Opfer fielen, wurde Prinz Manuel II. zum König gekrönt. Aufgrund der erheblichen Restbestände an Marken mit dem Bild D. Carlos I. dauerte es allerdings noch bis Anfang 1910, bis dann die neuen Marken mit dem Bildnis D. Manuel II. erschienen. Die Regentschaft D. Manuels II. währte allerdings nicht lange.

- Übersicht über die Ausgaben -

pt_nr66.jpg1892/94 erschienen zwölf Freimarken mit dem Porträt des neuen Königs Carlos I., wobei es auch hier zahlreiche Zähnungs- und Papiervarianten zu unterscheiden gilt. Am 25.7.1892 wurden die Nr. 54 und 55 mit einem zweizeiligen Aufdruck "PROVISORIO" versehen. Ebenfalls 1892/93 erschienen sieben weitere Werte mit gleichem Aufdruck, am 3.9.1892 sechs Werte mit zusätzlicher Jahreszahl "1893" oben links und 1893 noch drei Werte mit zusätzlichem Wertaufdruck. Die ersten portugiesischen Sondermarken wurden am 4.3.1894 zum "500. Geburtstag Heinrichs des Seefahrers" verausgabt und am 13.6. 1895 folgte eine Serie zum "700. Geburtstag des Hl. Antonius von Lissabon". Am 1.11.1895 gab es eine neue Freimarkenserie "König Carlos I.". Für 1898 sind die Serie "400. Jahrestag der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama" (vom 1. April) und weitere Werte der Freimarkenserie "König Carlos I.". Die letzten Marken des Königreiches Portugals vom 1.1.1910 zeigen das Porträt des neuen Königs Manuel II.

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Die Jahrhundertwende und das Ende der Monarchie

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts nahm die republikanische Bewegung, die öffentlich für die Abschaffung der Monarchie eintrat, immer mehr zu. Bereits 1880 war eine Republikanische Partei gegründet worden, die sich nationalistisch und patriotisch gab. Im Jahre 1891 gab es die erste republikanische Rebellion, die von der Garnison in Porto ausging und sich besonders gegen die "Rotativismo" richtete. Vor allen Dingen Lehrer, Journalisten, Künstler, Kleinhändler, das Industrieproletariat und die Armee fühlten sich von den Idealen der Republikaner angesprochen, die für ein allgemeines Wahlrecht, Trennung von Kirche und Staat, politische Freiheit und Gleichheit, Vereinigungs- und Streikrecht sowie eine Eliminierung der indirekten Steuern eintraten. Eine staatliche Zensur verhinderte zunächst aber noch eine Ausbreitung des republikanischen Gedankengutes und viele Führer der Bewegung wurden als Anarchisten diffamiert und ins Exil verbannt.

pt_nr9.jpgAb 1906 gelang es keiner Partei mehr, eine parlamentarische Mehrheit zu erringen und gegenseitige Korruptionsvorwürfe und Blockierungen verhinderten eine konsequente Regierungsarbeit. Im Jahr 1907 löste König Karl I. die Cortes auf und stattete Joao Franco Castelo Branco mit diktatorischen Vollmachten aus. Als bekannt wurde, daß die Monarchie dem Staat enorme Geldsummen schuldete, wandten sich auch viele Royalisten vom Königtum ab. Im Januar 1908 versuchten Republikaner und einige Monarchisten eine Rebellion unter Führung von José de Alpoim gegen die Diktatur. Die Rebellion scheiterte und die Rädelsführer wurden gefangen genommen. Am 1. Februar 1908 ermordeten die republikanische Attentäter König Karl I. und seinen Sohn Prinz Luis Filipe. Der jüngere Sohn Manuel überlebte das Attentat mit nur leichten Verletzungen und wurde mit nur 18 Jahren als Manuel II. neuer König. Die Hintergründe der Tat blieben ungeklärt, aber es handelte sich wohl um eine Eigeninitiative der Mörder ohne Rückendeckung der Republikanischen Partei.

Manuel II. sollte nur zwei Jahre lang herrschen. Er entließ Joao Franco Castelo Branco und gewährte den Republikanern, die 1908 sogar die Wahlen zum Stadtrat von Lissabon gewannen, mehr Freiheiten. Der König tauschte während seiner kurzen Regentschaft siebenmal die Regierung aus. Bei den Wahlen im August 1910 errangen die Republikaner auch in weiteren wichtigen Regionen die Mehrheit und der Sturz der Monarchie bahnte sich. Am 4. Oktober 1910 kam es zu einer Militärrevolte und der König mußte nach England ins Exil gehen.

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