dk_51.jpg
dkbm_logo.gif
- Christian IX. (1863-1906) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 17.11.2008
dk_51.jpg
 
pfeil_weiss_rechts.gif   Einführung
pfeil_weiss_rechts.gif   Über Dänemark
pfeil_weiss_rechts.gif   Frederik VII. (1848-1863)
pfeil_weiss_rechts.gif  Christian IX. (1863-1906)
   Einführung
   Schleswig-Holstein
   Ausgaben 19. Jahrhundert
   Industrialisierung
   Ausgaben 20. Jahrhundert
   Politischer Wandel
pfeil_weiss_rechts.gif   Fredrik VIII. (1906-1912)
pfeil_weiss_rechts.gif   Christian X. (1912-1947)
pfeil_weiss_rechts.gif   Frederik IX. (1947-1972)
pfeil_weiss_rechts.gif   Margarethe II. (seit 1972)
pfeil_weiss_rechts.gif   EU-Land Dänemark
pfeil_weiss_rechts.gif   Portomarken etc.
pfeil_weiss_rechts.gif   Färöer Inseln
pfeil_weiss_rechts.gif   Grönland
pfeil_weiss_rechts.gif   Dänisch-Westindien
pfeil_weiss_rechts.gif   Impressum
pfeil_weiss_rechts.gif   Kontakt
pfeil_weiss_rechts.gif   H O M E
Einführung Schleswig-Holstein und der Streit zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund Die Ausgaben im 19. Jahrhundert Der dänische Einheitsstaat und seine Industrialisierung Die Ausgaben im 20. Jahrhundert Der Politische Wandel in Dänemark ab 1870 nach unten

Einführung

Zur Zeit der Regentschaft König Christians IX. erschienen in 43 Regierungsjahren insgesamt 42 Briefmarken. Herrschten lange Zeit die Motive "Ziffern" bzw. "Wappen" vor, so erschien ab 1940 erstmals in Dänemark überhaupt eine Serie, die das Porträt des Königs zeigte.

zurück
Schleswig-Holstein und der Streit zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund

Auf dem Wiener Kongreß wurde Dänemark der weitere Besitz Schleswig-Holsteins zugesagt unter der Auflage, dem Land eine Verfassung zu geben. Da Holstein als deutscher Teilstaat am 8. Juni 1815 Mitglied des Deutschen Bundes geworden war, war der dänische König zugleich deutscher Reichsfürst. Im Jahre 1830 drängten Österreich, Preußen und Hannover auf di Umsetzung der immer noch nicht erfüllten Auflage. Frederik VI. versuchte zunächst, beiden Teilen eine getrennte Ständeverfassung zu gewähren, unterschätzte dabei aber das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen in den beiden Herzogtümern. Der neue König Christian VIII. (1839-1848) ließ in Nordschleswig neben Deutsch auch Dänisch als Amtssprache zu, worauf es zu politischen Differenzen zwischen Dänen und Deutschen kam. Zwischen 1848 und 1850 kämpften Schleswig-Holsteiner und eine preußische Armee für eine "deutsche Lösung", aber Rußland und Österreich erzwangen den Rückzug der preußischen Armee und im Londoner Protokoll vom 2. August 1852 verpflichtete sich Dänemark, die Autonomie und Einheit der Herzogtümer im dänischen Königreich zu wahren. Nach dem Krimkrieg setzte der nationalliberale Staatsminister Carl Christian Hall (1812-1888) eine Gesamtverfassung für Dänemark und Schleswig durch.

Als Frederik VII. am 15. November verstarb und der Glücksburger Christian IX. (1863-1906) neuer König wurde, unterschrieb er wiederwillig die Verfassung. Als Deutscher standen ihm die Dänen mißtrauisch gegenüber und viele hofften insgeheim auf eine neue Union mit Schweden-Norwegen. So wurde nicht nur Holstein, sondern auch Lauenburg von Schleswig getrennt. Dänemark hoffte bei einer kriegerischen Auseinandersetzung auf schwedisch-norwegische Unterstützung. Der schwedische König war hierzu bereit, aber nicht seine Regierung. Auch Großbritannien und Rußland forderten eine Annullierung der Verfassung.

Zu Weihnachten 1863 marschierten sächsische und hannoverische Einheiten nach Holstein. Der Deutsche Bund verwarf die preußische und österreichische Forderung, auch zu besetzen, und das preußische Abgeordnetenhaus lehnte eine Bewilligung von Kriegskrediten ab. Um so überraschter war man in Dänemark, als am 1. Februar 1864 ein preußisch-österreichisches Heer in Schleswig einmarschierte. Schleswig-Holstein (einschließlich des dänisch bewohnten Nordens (Südjütland) und Lauenburg wurden aus Dänemark aus- und in den Deutschen Bund eingegliedert. Im Frieden von Prag war am 23. August 1866 festgeschrieben worden, daß die Bevölkerung in Nordschleswig über eine Vereinigung mit Dänemark abstimmen sollte, was auch vom französischen Kaiser Napoleon III. gewünscht wurde, aber 1867 erklärte Bismarck, daß es eine Abstimmung nur dann geben könnte, wenn Dänemark die Rechte der deutschen Minderheit garantieren würde. Ab 1869 wurde nur noch in Deutsch unterrichtet. Viele Dänen wanderten aus, weil sich nicht in der preußischen Armee dienen wollten. Dennoch blieb eine starke Minderheit, die sich nicht vereinnahmen lassen wollte und sich weiterhin als Dänen fühlten.

zurück
Die Ausgaben unter Christian IX. im 19. Jahrhundert

dk_12.jpgdk_19.jpgDie sieben Werte der Freimarkenserie von 1864/70, die die Kroninsignien im Doppeloval zeigten, waren zugleich die ersten gezähnten Briefmarken Dänemarks. Unterschieden werden hier die Typen A (gez. K 13 : 12 1/2) und B (gez. K 12 1/2). Ein neues Motiv waren die Freimarken von 1870/71 "Ziffern im Rahmen", bei denen ebenfalls die Typen A (gez. K 14 : 13 1/2) und B (gez. L 12 1/2) zu unterscheiden sind. Da der Rahmen bei diesen Marken normal bzw. kopfstehend (Type I und II) vorkommen kann, bemerkt hierzu der Michel-Katalog: "Bei diesen in zwei Farben hergestellten Marken wurden für den Rahmendruck jeweils lose Klischees zu einem Bogen zusammengestellt, bei denen die ornamentale Gestaltung der Ecken nicht symmetrisch ist. Daher kommen durch verkehrtes Einsetzen einzelner Klischees, aber auch durch umgekehrte Druckrichtung der Rahmenplatte zur Mittelplatte bei richtig eingesetzten Klischees auch Marken mit kopfstehendem Rahmen vor. Spezialisten unterscheiden darüber hinaus nach der Strichstärke des Außenrahmens, der Form der sogenannten Eckfedern sowie nach der Dicke des Markenpapiers. Abhängig von der jeweiligen Auflage erfordern einige Kombinationen zum Teil erhebliche Aufschläge".

dk_27.jpgAuf Grund der Währungsumstellung (1 Krone = 100 Öre) erschienen ab dem 1. Januar 1875 zehn weitere Werte, wobei hier der Michel-Katalog zwischen den Unterarten I Y A (Rahmen normal, Wz. 1X, gez. K 14 : 13 1/2), II Y A (Rahmen kopfstehend, Wz. 1Y, gez. K 14 : 13 1/2), I Y B (Rahmen normal, Wz. 1Y, K 12 3/4), II Y B (Rahmen kopfstehend, Wz. 1Y, K 12 3/4), I Z B (Rahmen normal, Wz 1Z, K 12 3/4) und II Z B (Rahmen kopfstehend, Wz. 1Z, gez. K 12 3/4) unterschieden wird. Ein neues Motiv waren die beiden Freimarken "Wappen im Oval" von Juni 1882, die links und rechts jeweils in der Markenmitte eine Wertziffer hatten mit kleinen Eckziffern. 1884 und 1901/02 erschienen drei Ergänzungswerte, die allerdings größere Eckziffern ausweisen, wobei zwischen Y (Wz. 1>) und Z (Wz. 1Z) sowie den Zähnungen A (gez. K 14 : 13 1/2) und B (gez. K 12 3/4) unterschieden wird.

zurück
Der dänische Einheitsstaat und seine Industrialisierung (1870 bis zur Jahrhundertwende)

Schon bald bildeten sich in Dänemark politische Parteien heraus, wobei sich Bauern und liberales Bürgertum als führende Kräfte etablierten. Ihnen stand die Gruppe der höheren Beamten und Gutsbesitzer gegenüber, die besonders gegen die neue Verfassung waren. Innenpolitisch konnte das Bündnis von Bauern und Nationalliberalen besonders in der Wirtschaft Reformen voranbringen, aber außenpolitisch kam es wegen Schleswig-Holstein zur Katastrophe.

dk_32.jpgNach dem Verlust Schleswig-Holsteins war Dänemark nun ohne Minderheiten. Ab 1864 mußten Aussiedler aus Schleswig-Holstein integriert werden und wegen den Verlustes Schleswig-Holsteins waren auch die dortigen industriellen Zentren mit ihren Eisenbahnverbindungen verloren gegangen. Durch die Erschließung öder Landstriche fanden Bauern und Kätner ihr Auskommen und die aus Schleswig-Holstein ausgewanderten Industriellen und Handwerker trugen mit ihrem Kapital und ihren Kenntnissen dazu bei, in Dänemark einen wirtschaftlichen Aufschwung zu vollziehen. Nachdem die Gutswirtschaften die Agrarproduktion bestimmt hatten, waren dies ab 1880 Molkerei- und Fleischereigenossenschaften, in denen sich die Bauern zusammenschlossen. Besonders kleinere und mittlere Betriebe konnten sich nun besser entfalten. Die Einrichtung von Sparkassen sorgte für Investitionskapital und industrielle Produktionsmethoden mechanisierten auch die Landwirtschaft. Auch die Lebensmittelfabriken wurden durch die Nutzung von Dampfkraft produktiver.

Ab 1868 war Esbjerg als alternativer Hafen zu Hamburg und die verloren gegangenen holsteinischen Häfen fertiggestellt, was wichtig für den Handel mit England war. Die wachsenden Nachfrage nach dänischen Agrarprodukten erforderte von den dänischen Gutsherren und Bauern den Einsatz neuer Technologien in der Landwirtschaft. Die dänischen Kleinbauern schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, um ihre Ernteerträge zu steigern und besser vermarkten zu können.

Wegen fehlender Rohstoffvorkommen und geringer Binnennachfrage entstanden aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Dänemark keine industriellen Großbetriebe, wie man sie in anderen Ländern gab. Industrie fand besonders als Metallverarbeitung (Werften, Eisengießereien), Textilherstellung und Bauwesen (Ziegeleien) statt. Typisch war die sog. "Werkstattindustrie", d. h. die Fertigung von Geräten in Kleinserien, Wartung und Reparatur.

Ab 1870 fand auch eine Modernisierung des Bankwesens statt und ab 1890 war die industrielle Produktion dem primären Sektor gleichwertig. Es entstand um diese Zeit auch ein modernes Verkehrsnetz mit Eisenbahn- und Dampfschifflinien, die alle Landesteile miteinander verbanden und die Warenaustausch und die soziale Mobilität förderten.

Auf dem Land und in den Städten gab es immer mehr Sparkassen: 1865 waren es gerade einmal 76, 1870 schon 169 und 1900 sogar 513. Diese versorgten die Bauern mit günstigen Krediten, so daß neben den bestehenden Gutsmolkereien auch genossenschaftliche Molkereien entstehen konnten. Ab 1864 wurden neue Sä- und Erntemaschinen sowie Mäh- und Dreschmaschinen eingesetzt. Auch die Melkmaschine wurde erfunden. Dänische Butter und Milchprodukte, aber auch Fleisch und Schinken wurden mit Dampfschiffen nach England transportiert und schon 1890 hatten diese zusammen eine höhere Tonnage als die Segelschiffe. Um die Waren an die Küsten transportieren zu können, wurde ein großzügiges Eisenbahnnetz gebaut, das von 530 km im Jahre 1868 auf 905 km in 1873 und bis 1913 auf 3.870 km anwuchs.

dk_36.jpgNeben der Landwirtschaft kam auch die Industrie in Schwung. Es gab viele industrielle Kleinbetriebe, die zumeist unter Beteiligung von Industriellen gegründet wurden, die aus Schleswig-Holstein kamen. Obwohl es somit auch in Dänemark nach 1864 eine "Gründerzeit" gab, entstanden größere Betriebe aber erst in den 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Arbeiteten 1872 ca. 35.000 Arbeiter in Fabriken, waren es 1897 schon 73.000 und 1906 - im Todesjahr Christians IX. - über 90.000. 1872 hatten erst 47 Betriebe mehr als 100 Mitarbeiter, 1897 waren es schon 165 und 1906 218 Betriebe. Auch der Bankensektor wuchs von 18 Instituten im Jahre 1870 auf 136 bis 1909 recht schnell, wenn auch die Geldinstitute nur wenig Eigenkapital besaßen, weshalb man sich die Gelder auch oft im Ausland besorgte. Im späten 19. Jahrhundert gab es auch eine Urbanisierung: 1870 lebten nur 25 Prozent der Bevölkerung in Städten, 1890 33,4 Prozent und 1991 40 Prozent, wovon ein Fünftel in Kopenhagen wohnte. Die Städter arbeiteten meist in kleineren Industriebetrieben.

Um die Jahrhundertwende lebte ein Drittel von ca. 2 Mill. Dänen in Städten, wo besonders die Arbeiterwohngebiete seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert rasch angewachsen waren. Zum Ende des Jahrhunderts gab es ca. 200.000 Lohnarbeiter, von denen etwas die Hälfte in Kopenhagen lebte. Diese Bevölkerungsschicht organisierte sich mehrheitlich in der Sozialdemokratischen Partei.

zurück
Die Ausgaben unter Christian IX. im 20. Jahrhundert

dk_37.jpg1901/02 erschienen nochmals drei Ergänzungswerte zur Freimarkenserie "Wappen im Oval", die ebenfalls größere Eckziffern ausweisen. Wegen Portoänderung wurden am 20. Oktober 1901 die Michel-Nr. 25IYB und 25Z sowie im April 1912 die Michel-Nr. 39 jeweils mit einem neuen Aufdruckwert zu 4 bzw. 15 Öre versehen. Ab 1904 erschienen die ersten fünf Werte der "Ziffernserie mit Wellenlinien" (mit 18 Herzchen), die bis heute immer wieder neue Varianten und Wertstufen erfahren haben. Ab November 1904 (bis 1906) wurden sieben Briefmarken emissiert, die zum ersten Mal in der Geschichte der dänischen Briefmarken das Porträt des Herrschers zeigten, wobei zwischen den Typen I (Pariser Druck) und II (Berliner Druck) unterschieden wird. Diese Ausgabe ist zugleich die letzte Briefmarkenausgabe der Regierungszeit Christians IX.

zurück
Der Politische Wandel in Dänemark ab 1870

Christian IX. sah sich als aufgeklärter Absolutist, der glaubte, daß der Monarch und die Adeligen für das Volk zu entscheiden hätten. Für die Oberschicht war die Landwirtschaft von großer Bedeutung mit großen Gütern. Gleichzeitig versuchte man, die konservativen Strukturen zu erhalten. Die Niederlage im Jahre 1864 hängten sie den Nationalliberalen an, sich selbst sah man als Retter des Vaterlandes. Auch viele einfache Leute vertrauten den Konservativen und sahen die Liberalen mit Mißtrauen. Für das Recht, politisch mitreden zu dürfen, galt Eigentum als zwingende Vorsaussetzung.

1865 wurde der reiche Gutsbesitzer Jacob Brönnum Scavenius Estrup (1825-1913) dänischer Innenminister, der dass allgemeine Wahlrecht, das in der Verfassung von 1849 festgeschrieben war, revidieren wollten. Nach der Abtrennung von Schleswig-Holstein entfiel die Notwendigkeit verschiedener Parlamente und die Verfassung konnte geändert werden. Anstelle des allgemeinen Wahlrechts zur Bestimmung der Abgeordneten für das Landting gab es nun nur noch eines für vermögende Bürger, wobei der König zwölf der 66 Abgeordneten selber benennen durfte. Estrup setzte gegen eine Mehrheit eine Befestigung Kopenhagens durch, löste des öfteren das Parlament auf und regierte mit Not-Haushalten.

dk_41.jpgDie Arbeiter gründeten zunächst Arbeitervereine, die in der Tradition der ländlichen Aufklärungs- und Bildungsarbeit standen, die mit dem Namen des Priesters und Pädagogen Nikolai Grundtvig, dem Gründer der dänischen Volkshochschulbewegung verbunden ist. Gewerkschaftliche und politische Organisationen mit sozialistischem Gedankengut entstanden erst um 1870. 1872 kam es in Kopenhagen sogar zu einem Streik der Maurergesellen. Agitation betrieb besonders der Postbedienstete Louis Pio, der Verbindungen zu anderen sozialistischen Bewegungen herstellte und 1871 eine dänische Sektion des Internationalen Arbeitervereins gegründet hatte. Wie in Deutschland unter Bismarck reagierte der dänische Staat auf die erstarkende Arbeiterbewegung mit polizeilicher Überwachung, Versammlungsverboten und Verfolgungen und die Unternehmer entließen bzw. schikanierten radikale Arbeitnehmer. Nachdem Pio ab 1872 zweieinhalb Jahre in Haft war, kam es aber noch zu keiner Parteigründung am linken Rand der Gesellschaft, da es Meinungsunterschiede und Rivalitäten zwischen einzelnen Arbeiterführern und Berufsgruppen innerhalb der Arbeiterschaft gab. Die dänische Wirtschaft wurde immer noch von der Landwirtschaft dominiert, gesellschaftlich gab es ein schwaches Großbürgertum und ein starkes Kleinbürgertum. Die Arbeiterschaft war noch weitestgehend im Handwerk vertreten, da es keine industriellen Großbetriebe gab. Es fehlten also die in anderen Ländern vorhandenen großen Industrien mit einer sich stark radikalisierenden Arbeiterbewegung.

dk_42.jpgDie Liberalen erzielten 1872 in der Zweiten Kammer, dem Folketing die Mehrheit und forderten die Wiederinkraftsetzung der Verfassung von 1849. Die Konservativen blieben aber weiterhin mit Unterstützung der Ersten Kammer an der Macht. Gleichzeitig sahen die Liberalen die Befestigung Kopenhagens als unnütz an und wollten statt dessen eine Bewaffnung breiter Bevölkerungsteile. Im Frühjahr 1873 spitzten sich die Gegensätze zwischen den beiden Lagern zu, als Christian IX. die liberalen Forderungen nach parlamentarischen Reformen ablehnte. Die liberale Opposition, die sich auf Bauern, Kaufleute, Gewerbetreibende und Akademiker stützte, lehnte daraufhin den Haushaltsetat im Folketing ab, worauf das Folketing von der Regierung aufgelöst wurde. Obwohl die Liberalen die anschließenden Wahlen wiederum gewannen, wurde Estrup am 11. Juni 1875 erneut mit der Regierungsbildung beauftragt.

Erst 1876 wurde die Sozialdemokratische Partei nach deutschem Vorbildung gegründet und zwei Jahre später wurde die Gewerkschaftsbewegung aus der Sozialdemokratie bewußt ausgegliedert, um auch Arbeiter und Handwerker ansprechen zu können, die sich nicht mit der Sozialdemokratie anfreunden konnten. Im Jahre 1898 schlossen sich die Einzelgewerkschaften zu einem Dachverband zusammen, der aber eng mit der Sozialdemokratischen Partei verbunden blieb. Daraufhin bildeten die Unternehmer als Gegenpol die Dänische Arbeitgebervereinigung, die sich im Frühsommer 1899 mit der Gewerkschaftsbewegung anlegte.

Der mehrmonatige Arbeitskampf führte aber zu dem Ergebnis, daß keine der streitenden Parteien sich durchsetzen konnte. Man schloß ein Abkommen zur Regelung von Arbeitskonflikten, das als "Grundgesetz des Arbeitsmarktes" in die dänische Geschichte einging. Nicht nur in der Wirtschaft organisierte man sich, sondern auch in der Politik klärten sich die Verhältnisse. Um 1880 war die "Venstre" (die Linke, die heute eine konservative Partei ist) die stärkste Kraft, ein Zweckbündnis aus Bauernbewegung und liberalen Intellektuellen aus Kopenhagen. Es zeigte sich aber in den folgenden Jahren, daß die Großstädter in vielen Fragen der Landesverteidigung, Sozial- und Kulturpolitik andere Auffassungen vertrat, als die Bauernschaft.

Die Verfassung von 1866 ermächtigte den König, unabhängig von Wahlergebnissen, Minister zu ernennen. 1876 löste Estrup erneut das Folketing auf, was er im Jahre 1877 nochmals tat. Das dänische Volk stärkte bei den jeweiligen Wahlen die Liberalen und brachte so seine Unzufriedenheit mit der konservativen Regierung zum Ausdruck. 1879 verweigerte das Deutsche Reich den Nordschleswigern das Selbstbestimmungsrecht, was ganz Dänemark erregte. Auf einmal waren nun auch die Gegner der konservativen Regierung für eine Befestigung Kopenhagens und 1883 wurden dem König 100.000 Unterschriften übergeben.

dk_51.jpgUm diese Zeit reorganisierten sich auch die Sozialdemokraten wieder neu und es kam zu einem Linksbündnis. Liberale Studenten organisierten Abendkurse für Arbeiter und schulten diese in politischer Bildung. 1884 konnten erstmals zwei sozialdemokratische Abgeordnete in den Reichstag einziehen. 19 Konservativen standen nun 83 Abgeordnete der vereinten Linken gegenüber. Im März 1885 löste Estrup wieder einmal das Folketing auf, drohte der Linken sogar mit militärischer Gewalt. Erst 1894 trat Estrup zurück, als die Befestigung Kopenhagens abgeschlossen und ein neues Heeresgesetz verabschiedet war. Aber erst im Frühjahr 1901 erhielt Dänemark eine liberale Regierung, die das alte Steuersystem reformierte und das Strafrecht modernisierte. Auch in der Lokalpolitik wurde ein Wahlrecht durchgesetzt, so daß die Politik in den Provinzen nicht mehr allein von den reichen Gutsbesitzern bestimmt wurde. Außerdem wurde ein Wahlrecht für Frauen beschlossen und das Zensuswahlrecht für die Erste Kammer abgeschafft.

Es spalteten sich bei der Venstre Intellektuelle unter Führung von Viggo Horups ab, die zunächst noch als "radikaler Club" in der Venstre-Fraktion verblieb, aber wegen Steuerrechtsfragen sich 1905 endgültig trennte und eine selbständige linksliberale Partei, die "Radikale Venstre" gründete, die - ähnlich wie die Freidemokraten in Deutschland seit dem Ende des 2. Weltkrieges - seitdem in Dänemark oft das Zünglein an der Waage spielen.

nach oben