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- Unabhängigkeit und Ende des 1. Weltkrieges (1917 - 1918) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.11.2008
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Einführung Die Erringung der Unabhängigkeit 1917 Markenausgaben 1917/18 Politische Auseinandersetzungen 1917/18 nach unten

Einführung

Zur Zeit der Erringung der Unabhängigkeit Finnlands und der gegen Ende des 1. Weltkrieges innenpolitischen Kämpfe erschienen in Finnland insgesamt 36 Briefmarken, wobei es sich um zwei Freimarkenausgaben "Löwe im Oval" und "Löwe im Schild" handelt.

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Die Erringung der Unabhängigkeit 1917

Durch den Sturz der Provisorischen Regierung in Rußland am 7. November 1917 kam es in Finnland zur Spaltung in zwei politische Lagen: die bürgerlichen Parteien wollten so schnell wie möglich eine Unabhängigkeit Finnlands erreichen, die Sozialdemokraten aber eher eine Selbständigkeit Finnlands durch ein Manifest mit der neuen russischen Regierung erzielen. Die bürgerlichen Parteien wollten keine Verhandlungen mit einer bolschewistischen Regierung unter Führung W. I. Lenins führen, sondern die Unabhängigkeit durch Anerkennung durch den Westen erreichen.

fi_67.jpgSchon einen Tag nach dem Sturz der Regierung kam das finnische Parlament zusammen. Mit 127 gegen 69 Stimmen setzte sich das bürgerliche Lager durch, die Macht der Reichsverweserschaft einem Triumvirat übertragen. Der Beschluß konnte wegen des Widerstandes der Agrarunion und der Sozialdemokratie aber nicht umgesetzt werden. Letztere forderten ihrerseits einen Vertrag mit Rußland. Die Lage eskalierte: der Gewerkschaftsverband Finnlands (Suomen Ammattijärjestö - SAJ) rief in der Nacht zum 14. November den Generalstreik aus. Dabei kam es zu Tumulten und gewaltsamen Zusammenstößen. Am 15. November erklärte sich das Parlament mit 127 zu 68 Stimmen selber zum Inhaber der höchsten Macht. Dafür waren die Agrarunion, die Sozialdemokraten und ein Teil der Bürgerlichen. Dies bedeutete de facto eine Aufkündigung der einhundertjährigen Bindung Finnlands an Rußland. Es wurde über zwei Regierungslisten abgestimmt: die bürgerliche Liste mit Pehr Evind Svindhufvud und die sozialistische mit Oskari Tokoi. Am 27. November wurde Svinhufvud vom Parlament mit der Regierungsbildung beauftragt. Wichtigste Aufgabe war die Loslösung von Rußland und die Sicherung der internationalen Anerkennung der Selbständigkeit. An die neuen Machthaber in Rußland wollte man sich nicht wenden, da man damit quasi die Bolschewiken anerkannt hätte. Am 4. Dezember trug Svinhufvud dem Parlament seine Selbständigkeitsproklamation vor. Das schwierige Problem der Beziehungen zu Rußland wurde mit folgendem Wortlaut umgangen: "Das finnische Volk glaubt, daß Rußlands freies Volk und seine Konstituierende Nationalversammlung das Streben Finnlands, in die Reihe der freien und unabhängigen Völker einzutreten, nicht behindern wollen".

fi_68.jpgZugleich appellierte man an die andren Staaten, die Unabhängigkeit anzuerkennen. Ausländische Repräsentanten wiesen aber darauf hin, daß eine Selbständigkeitserklärung ausdrücklich vom Parlament gebilligt werden müsse. Am 6. Dezember wurden deshalb zwei Vorlagen im Parlament behandelt: eine Vorlage der fünf bürgerlichen Fraktionen, die im Wortlaut der Proklamation Svinhufvuds entsprach und eine der Sozialdemokraten, die zur Gewährleistung der Unabhängigkeit einen finnisch-russischen Ausschuß einsetzen wollte, um Vorschläge zur Regelung der bilateralen Beziehungen zu unterbreiten. Die Vorlage der Bürgerlichen wurde mit 100 zu 88 Stimmen angenommen. Der 6. Dezember wurde zwei Jahre später zum ersten Mal als Selbständigkeitstag gefeiert.

fi_69.jpgDer Svinhufvurdsenat versuchte nun, die Anerkennung durch die skandinavischen Staaten, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA zu erhalten, um die Bolschewiken in Rußland vor vollendete Tatsachen zu stellen. Aber weder Schweden oder Deutschland noch der Westen waren dazu ohne russische Zustimmung bereit. Bis Weihnachten hoffte Svinhufvud, daß die Selbständigkeit durch die Ende November in Rußland gewählte Nationalversammlung, bei deren Wahl die Bolschewiken eine Niederlage erlitten hatte, entschieden würde. Am 27. Dezember entschloß man sich, Carl Enckeli und K. G. Idman nach Petrograd zu schicken, um die Regierung Lenins zu konsultieren. Die Sozialisten waren aber schneller und ihre Vertreter K. H. Wiik, Edvard Bylling und Kullervo Manner tragen Lenin schon an diesem Tage im Smollny, dem Sitze des Rates der Volkskommissare. Dieser versprach die Selbständigkeit Finnlands, weil er hoffte, dadurch die finnischen Arbeiter zur Revolution aufstacheln zu können. Am 28. Dezember wurde die Selbständigkeit Finnlands vom Zentralkomitee der Partei der Bolschewiken befürwortet. Am selben Tag traf Lenin auch mit Idman und Enckell in Petrograd zusammen und forderte einen Brief der Regierung. Zwei Tage später kam eine von Svinhufvad geleitete Delegation nach Petrograd und überreichte das Anerkennungsgesuch. Am 31. Dezember 1917 erheilt Svinhufvud die schriftliche Anerkennung der Selbständigkeit durch die Sowjetregierung. Das Zentralkomitee der Arbeiter- und Soldatenräte bestätigte diesen Beschluß des Rats der Volkskommissare am 4. Januar 1918. Lenin hoffte, daß sich auch Finnland nach der Revolution der russischen sozialistischen Föderation anschließen würde. Am 4. Januar 1918 erfolgte auch die Anerkennung durch Frankreich und Schweden, das sich im 1. Weltkrieg neutral verhielt. Im Februar 1918 übergaben Aländer dem schwedischen König eine von 7.000 Bewohnern unterzeichnete Erklärung, in der sie um den Anschluß an Schweden nachsuchten.

fi_72.jpgFrankreich hätte Finnland schon am 8. Dezember 1917 anerkannt, fürchtete aber ein Zusammengehen mit Deutschland. Die Anerkennung durch Großbritannien und die USA dauerte noch ein weiteres Jahr, da man dort auf einen Sturz der Bolschewiken und Fortsetzung des Kriegsbündnisses gegen Deutschland hoffte. Deutschland verfolgte die Selbständigkeitsbestrebungen Finnlands mit Sympathie, hielt sich aber mit der Anerkennung zurück, da man gerade mit der Sowjetmacht Friedenverhandlungen führte. Eine deutsche Anerkennung gab es deshalb erst am 6. Januar 1918. Finnland war 1918 also selbständig, aber es gab noch 42.000 russische Soldaten im Lande und die russische Regierung konnte nicht zu einem Rückzug bewegt werden.

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Die Markenausgaben 1917/18

fi_76.jpgfi_96.jpgIm Jahre 1917 wurde eine Freimarkenausgabe "Löwe im Oval" ohne Wasserzeichen mit insgesamt 28 Werten, wobei zwischen den Zähnungsvarianten A (K 14 bzw. K 14 1/4 : 14) und B (K 14 1/4 : 14 3/4) unterschieden wird. Die se Ausgabe gab es in späteren Jahren auch mit Wasserzeichen 1 (Hakenkreuz, Michel-Nr. 112-125) und Wasserzeichen 2 (Posthorn, Michel-Nr. 128-137). 1918 folgte dann eine ähnliche Serie "Löwe im Schild" mit insgesamt 8 Werten.

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Politische Auseinandersetzungen 1917/18

fi_77.jpgInnenpolitisch war Finnland nicht gefestigt, da es schon 1917 zahllose Streiks gegeben hatten, die im Generalstreik im November 1917 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Es wurden von den Bürgerlichen zahlreiche "weiße" Schutztruppen gebildet, die 1918 eine Stärke von fast 40.000 Mann erreicht hatten. Ab Mai 1917 bildeten örtliche Arbeitervereinigungen nach Petrograder Vorbild Rote Garden, die Ende 1917 auf 30.000 Man angewachsen waren. Am 12. Januar 1918 wurde der Generalleutnant Carl Gustaf Mannerheim mit der Bildung eines Schutzkorps zur Sicherung der öffentlichen Ordnung beauftragt. Er reiste nach Ostbottnien, um auch die russischen Truppen aus dem Land zu vertreiben. Das von ihm gebildete Schutzkorps wurde am 25. Januar vom Senat zur Regierungsstreitmacht erklärt. Am 27. Januar kam es in Helsinki zu Kämpfen mit den Roten Garden und am 28. Januar entwaffnete die Regierungsstreitmacht 5.000 Russen in Ostbottnien.

fi_84.jpgIn Helsinki wurde ein Rat der Volksbeauftragten und Lullervo Manner eingerichtet. Die Roten Garden besetzten die Behöreden und versuchten, Senatsmitglieder zu verhaften. P. E. Svinhufvud floh nach Tallinn, von wo er nach Berlin reiste. Ende Februar 1918 legte der Rat der Volksbeauftragten einen Verfassungsentwurf nach dem Vorbild der Schweiz vor, de aber auch Ideen der Unabhängigkeitserklärung der USA und der französischen Revolution enthielt. Die Roten in Finnland wollten keine Diktatur des Proletariats wie in Rußland, sondern eine parlamentarische Demokratie, da die Rädelsführer aus der Sozialdemokratie kamen und keine Bolschewiken waren.

fi_85.jpgAuf einer Linie nördlich von Pori, Tampere, Heinola und Wiborg bis zum Bottnischen Meerbusen und zum Ladogasee standen sie Rote und Weiße feindlich gegenüber. Ein Vormarsch der Roten Garden im Norden kam Mitte Februar aber in Stocken. Beide Seiten waren mangelhaft ausgebildet, aber ein Jägerkorps, das gegen Deutschland gekämpft hatte besaß Fronterfahrung und war für die Weißen ein Verstärkung. Mitte März folgte die Gegenoffensive bei Tampere, das am 6. April eingenommen wurde. Auf beiden Seiten kam es zu Greueltaten, die lange Zeit das Klima in Finnland vergifteten. Die Schlußphase der Kämpfe fand im April und Mai 1918 statt.

fi_95.jpgSchon im Dezember 1917 hatte Finnland sich um Militärhilfe aus Deutschland bemüht, aber erst ab Mitte Februar wurde dieses Ansinnen wohlwollend aufgenommen, als die Verhandlungen mit Rußland abgebrochen wurden. Finnland spekulierte auch auf einen Anschluß des Pesamogebietes und Ostkareliens. Am 7. März unterzeichnete Finnland mit Deutschland einen Friedensvertrag, ein Handels- und Schiffahrtsabkommen und eine Versicherung, für alle Deutschland im Zusammenhang mit der Entsendung militärischer Hilfe entstehenden Schäden einzutreten. Deutschland erhielt das Recht, in Finnland Stützpunkte einrichten zu dürfen.

fi_97.jpgRußland hatte am 1. März 1918 einen Vertrag mit dem roten Finnland abgeschlossen, worin das Land als "Finnische Sozialistische Arbeiterrepublik" bezeichnet wurde. Am 3. April tragen 11.000 deutsche Soldaten auf der Halbinsel Hanko ein und am 7. April folgten 3.000 weitere Mann bei Voviisa, die zwei Wochen später Lahti eroberten. Am 12./13. April wurde Helsinki eingenommen. Die Hilfe Deutschlands zugunsten der Weißen entschied somit das Schicksal Finnlands. Am 16. Mai 1918 hielt Mannerheim in Helsinki eine Siegesparade ab. Am 15. Mai schon war das Parlament zusammen getreten. Von 92 Sozialdemokraten waren 40 nach Rußland geflohen und 50 gefangengenommen worden. Deutschland half bei der Organisation des Heeres, das Ende August nach Ostkarelien einmarschierte. Großbritannien unterstützte Rußland dabei, ein Vordringen deutscher und auch finnischer Kräfte zu unterbinden. Schon im Frühsommer 1918 wurde aus finnischen Roten die sog. Murmansker Legion gebildet.

fi_98.jpgEnde Mai 1918 war J. K. Paasikivi von Svindhufvud zum Senatsvorsitzenden ernannt worden. In der Regierung gab es eine Mehrheit für die Einführung einer Monarchie, wobei als König Prinz Oskar, ein Sohn Wilhelms II. vorgesehen war. Da Deutschland sich nicht zu sehr für Finnland engagieren wollte, entschied man sich Ende August 1918 für den Schwager des deutschen Kaisers, Prinz Friedrich Karl von Hessen, der am 9. Oktober gewählt wurde. Als einen Monat Deutschland kapitulieren mußte, mußte auch Finnland sich neu orientieren. Am 12. Dezember trat Svinhufvud als Reichsverweser zurück und Mannerheim wurde sein Nachfolger. Friedrich Karl verzichtete am 14. Dezember 1918 auf den Thron.

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