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- Zeit des politischen Wandels (1962 - 1972) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.11.2008
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pfeil_weiss_rechts.gif  Zeit des politischen Wandels (1962-1972)
   Einführung
   Jahre 1962-1966
   Markenausgaben 60er Jahre
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Einführung Die Jahre 1962 bis 1966 Die Markenausgaben der 60er Jahre Die Protestwahlen von 1966 und die Volksfrontregierung Die Markenausgaben 1970 und 1971 Der Untergang der Volksfront nach unten

Einführung

In der Zeit des politischen Wandels (1962 bis 1971) wurden in Finnland 156 Briefmarken verausgabt, wobei neben den Sondermarken für das Rote Kreuz besonders die Ausgaben zu Jubiläen hervorzuheben sind.

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Die Jahre 1962 bis 1966

Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft am Erwerbsleben Finnlands ging seit den 50er Jahren kontinuierlich zurück, da wegen der Mechanisierung weniger Arbeitskräfte gebraucht wurden. Bis Ende der 70er Jahre sank der Anteil auf 20 Prozent der Erwerbstätigen. Seit Anfang der 60er Jahre stieg der Bedarf an Dienstleistungen. Da diese Arbeitsplätze aber eher in dicht besiedelten Gebieten entstanden, kam es zu einer erhöhten Landflucht. Der Anteil der Bevölkerung in den kleinen und größeren Städten stieg von 32,3 Prozent um 1950 auf über 50 Prozent in 1970. Während dieser Zeit erhielt die Agrarunion eine dominierende Stellung in der finnischen Politik.

fi_562.jpgNach den Parlamentswahlen vom Februar 1962 dauerte es bis Mitte April, bis Dr. Ahti Karlajaien neuer Ministerpräsident wurde. Neben der Agrarunion gehörten die beiden liberalen Volksparteien und die Sammlungspartei zur Regierung. Zum ersten Mal wurden auch drei Minister des SAK - als Vertreter der Gewerkschaften - mit in die Regierung aufgenommen. Dieses erste Karjalainen-Kabinett geriet im Herbst 1963 in die Krise, als die drei SAK-Mitglieder ausschieden, da sie nicht mit Preisfragen für landwirtschaftliche Produkte einverstanden waren. Der Kanzleichef des Handels- und Industrieministeriums, Reino R. Lehto wurde mit der Bildung einer Beamtenregierung beauftragt, die neun Monate amtierte.

fi_563.jpgAb September 1964 gab es unter Johannes Vitrolainen eine Mehrheitsregierung, der - bis auf die SAK - die Parteien der ehemaligen Karlajaien-Regierung angehörten. Zu dieser Zeit benannte sich die Agrarunion in Zentrumspartei um und sie hatte so viel Einfluß auf die Regierung, wie nie zuvor. Sie besetzte auch den Posten des Parlamentspräsidenten, der Präsidenten des Obersten Gerichts und des Obersten Verwaltungsgerichts sowie des Oberbefehlshabers der Streitkräfte. Es wurden bedeutende Reformen wie ein allgemeines Krankenversicherungsgesetzt und ein neues Sprachengesetz, wonach Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohner mit einer fremden Sprache zweisprachig wurden. Zudem gab es ein Umsatzsteuergesetz, eine Grundschulreform, ein Gesetz über Entwicklungsgebiete und neue Hochschulen in Ost- und Nordfinnland. Trotz Hochkonjunktur mußte allerdings wegen der finanziellen Probleme, die die Regierung Lehto hinterlassen hatte, die Umsatzsteuer erhöhen. Hierdurch wurden Autos und Benzin teurer, was besonders die unteren Einkommensschichten hart traf. Diese Volksgruppen betrachteten die Politik Virolainens als Interessenpolitik für die Reichen. Innerhalb der Linken kam es zu personellen Veränderungen, so daß eine neue politische Konstellation denkbar schien. Bei der SKP war 1965 Dr. Ele Alenius Vorsitzender geworden, der als Nichtkommunist galt. Bei der SDP war Rafael Paasio schon 1963 neuer Vorsitzender geworden, der für eine Öffnung nach links eintrat.

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Die Markenausgaben der 60er Jahre

fi_546.jpg1962 erschienen "100 Jahre Staatseisenbahnen", "600 Jahre politische Grundrechte", "150 Jahre Hauptstadt Helsinki", "150 Jahre Zollverwaltung", "100 Jahre Handelsbank", "100. Geburtstag Anteri Alkios", "Einheimische Produktion" und "150 Jahre Amt für Landvermessung", 1963 "Kampf gegen Hunger", "100 Jahre Internationales Rotes Kreuz", "Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes", "100 Jahre Finnische Volksvertretung", "40 Jahre Finnair" und "150. Geburtstag Castréns", 1964 "100 Jahre Kunstgesellschaft", "100. Geburtstag Setäläs" und "Vollversammlung des Weltärztebundes" sowie 1965 "Eishockey-Weltmeisterschaft", "100 Jahre Kommunale Selbstverwaltung", "100. Geburtstag Stahlbergs", "20 Jahre UNO", "100. Geburtstag Gallen-Kallelas", "100. Geburtstag Sibelius", "100 Jahre Internationale Fernmeldeunion" und "100. Geburtstag Pekka Halonens".

fi_612.jpgFür 1966 sind die Ausgaben "100 Jahre Volksschulverordnung", "Briefmarkenausstellung NORDIA", "20 Jahre UNESCO", "150 Jahre Staatliche Polizei", "150 Jahre Versicherungswesen" und "20 Jahre UNICEF" für 1967 "EFTA", "350 Jahre Stadt Uusikaupunki", "100. Geburtstag Marschall Mannerheims", "Finnische Siedler in Schweden", "300 Jahre Finnische Papierindustrie", "450 Jahre Reformation" und "50 Jahre Unabhängigkeit", für 1968 "150. Geburtstag Zacharias Topelius", "Förderung des Wintersports", "150 Jahre Papierfabrik Tervakoski", "20 Jahre Weltgesundheitsorganisation", "50 Jahre Armee", "Förderung des Sommertourismus", "Holzindustrie", "100. Geburtstag Merikantos" und "Eröffnung des Saima-Kanals" sowie für 1969 "50 Jahre Zentralhandelskammer", "Metallindustrie", "Studentenschaften in Finnland", "Nordland", "100 Jahre Stadt Kemi", "50 Jahre Internationale Arbeitsorganisation", "100. Geburtstag Järnefelts", "Finnische Messegesellschaft", "100. Geburtstag Linnankoskis", "100 Jahre Schulverwaltung" und "Luftfahrt" zu nennen.

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Die Protestwahlen von 1966 und die Volksfrontregierung

fi_564.jpgZur Wahl 1966 trat man mit einem 8-Punkte-Programm an und holte mit 55 Sitzen, was ein Zuwachs von 45 Prozent gegenüber den Jahren 1962-66 war. Die TPSL steigerte sich auf sieben Mandate. Es folgte eine lange Regierungsbildungsphase. Erst ab Mai unterstützte die SDP eine Koalition der drei großen Parteien. Am 27. Mai konnte eine Regierung gebildet werden, die sich auf 152 Abgeordnete stützen konnte. Ministerpräsident wurde der Sozialdemokrat Rafael Paasio. Da sich die SDP und SKDL immer mehr als Interessengruppen der Arbeiter verstanden, blieben ihre Wahlergebnisse bis in die achtziger Jahre hoch.

fi_565.jpgNeben dem politischen gab es auch einen gesellschaftlichen Wandel in Finnland. Vor dem Ende der 60er Jahre hatte sich die Jugend wenig für Politik interessiert. Auch die Friedensbewegung, die in ganz Europa für Furore sorgte, fand in Finnland zunächst kaum Anklang. Ende der 60er Jahre orientierte sich die Jugend dann an Vorbildern aus England und Frankreich. Es wurden Protestlieder gesungen und nach den Wahlen des Jahres 1966 hatte besonders die SKDL Zulauf an jungen Mitgliedern. Der Protest gegen den Vietnamkrieg führte in den westlichen Ländern, aber auch in Finnland zu einer immer größeren Linsorientierung der Jugend. Genauso demonstrierte man aber auch in Finnland gegen den Überfall der Sowjetunion auf die Tschechoslowakei im August 1968. Auch in Finnland gab es Studentenunruhen.

Präsident Kekkonen solidarisierte sich mit der Jugend. Er überholte damit die Volksfrontregierung, indem er sich selber an die Spitze der Bewegung stellte. Von der Radikalisierung wurden auch die Arbeiterparteien erfaßt. Der neue Parteisekretär der Sozialdemokraten, Erkki Raatikainen wollte eine ideologische Linkorientierung. Ansonsten herrschte in Finnland in den Jahren 1968-1970 ein liberales Klima, das z. B., daß der Verkauf alkoholischer Getränke gelockert wurde. Vergnügungsveranstaltungen wurden an vier Besonnabenden des Jahres gestattet, der Kirchenaustritt per Anmeldeverfahren ermöglicht und das Abtreibungsgesetz liberalisiert.

fi_566.jpgWegen der Besetzung der Tschechoslowakei kam es zur Spaltung der Kommunisten in Finnland. Der reformorientierte Führer der Partei, Aarne Saarinen sagte deshalb die Feiern zum 50. Parteijubiläum ab. Die Intervention wurde nur vom orthodoxen Minderheitsflügel der SKP unterstützt, die nach ihrem Führer Taisto Sinisalo auch als Taistoaner bezeichnet werden. Ihm neigten sich auch viele Jugendliche zu, die sich für den Kommunismus begeisterten und kritiklos die Sowjetunion idealisierten. Deshalb warf man ihnen auch eine "Selbstfinnlandisierung" vor.

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Die Markenausgaben 1970 und 1971

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Der Untergang der Volksfront

Die Regierung von Rafael Paasio realisierte eine Grundschulreform nach schwedischem Modell. Wirtschaftlich belastend war das Familienrentengesetz, das ebenfalls 1967 verabschiedet wurde. Im Oktober 1967 mußte der Wert des Mark gesenkt werden, was sich besonders auf die schwächeren Schichten der Gesellschaft auswirkte. Als Ausgleich wurde beschlossen, aus den Exportüberschüssen 14 Prozent für ein "Wachstumspaket" zur Sicherung der Produktion einzubehalten.

fi_567.jpgMan hielt Ministerpräsident Paasio auch vor, zu wenig zur Verbesserung der Beziehungen der SDP mit der KpdSU zu tun. Außerdem war er nach Meinung seiner Parteigenossen nicht in der Lage, dem Präsidenten und der Zentrumspartei genug Widerstand zu bieten. Er stellte darum sein Amt zur Verfügung und auf Wunsch von Präsident Kekkonen wurde Mauno Koivisto im November neuer Regierungschef. Die Regierung hatte die gleiche Zusammensetzung wie die alte, wurde aber durch einen Minister der Schwedischen Volkspartei verstärkt. Die erste Koivisto-Regierung hatte ein Programm zu einkommenspolitischen Gesamtlösung vorbereitet. Der Staat sollte nun aktiver in die Lohnverhandlungen zwischen den Tarifparteien eingreifen. Dies setzte voraus, daß die Regierung erneut Regulierungsvollmachten für Preise und Löhne erhielt, die auch vom Parlament erteilt wurden. Auch die Löhne der Beamten sollten nun in Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen ermittelt und nicht mehr vom Staat allein bestimmt werden.

fi_568.jpgIm Juli 1967 war die SDP mit Zentrumspartei, dem TPSL und der SKDL ein Wahlbündnis eingegangen, um Kekkonens Wiederwahl zum Präsidenten sicherzustellen. Im Februar 1968 erhielt Kekkonen mit großer Mehrheit eine dritte Amtszeit. Statistisch wuchs die finnische Bevölkerung in den 60er Jahren um 600.000 Personen. Obwohl es der Koivisto-Regierung gelang, bis 1970 die Arbeitslosigkeit unter 2 Prozent zu drücken, wurde sie dafür vom Wähler nicht belohnt: bei den Parlamentswahlen 1970 verlor sie über 150.000 Stimmen, zumeist an die SKDL. Auch die Zentrumspartei verlor fast 70.000 Wähler. Wahlsieger waren die Sammlungspartei und die Partei der Landgebiete (Suomen Maaseudun Puolue - SMP), womit das neue Parlament eine bürgerliche Mehrheit hatte. Es kam zu einer Beamtenregierung unter Teuvo Aura., die aber nur zwei Monate amtierte. Danach gab es eine Regierung unter Ahti Karjalainen, in der die drei großen Parteien und auch die beiden liberalen Volksparteien mitarbeiteten, so daß sich sich auf eine Mehrheit von 142 Abgeordnete stützen konnte.

Im Herbst 1970 verliefen während der herrschenden Hochkonjunktur die Einkommensverhandlungen im Sande. Es kam zu einem langen Arbeitskampf und 1971 zu Generalstreik, dem ersten nach 1956. Internationale Konjunkturprobleme zu Anfang 1971 verstärkten die Probleme Finnlands. Streitigkeiten zwischen SDP und Zentrumspartei führten zur Auflösung des Parlaments durch Kekkonen, der auf eine weitere Amtszeit als Präsident hoffte. Bis zu den Parlamentswahlen im Januar 1972 gab es eine Beamtenregierung unter Teuvo Aura.

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