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Die Stadt- und Postgeschichte von Kamp-Lintfort
- Kamp-Lintfort zur Zeit der Weimarer Republik -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.09.2013
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Von der belgischen Besatzung zur Inflationszeit Die Postgeschichte vom Ende des 1. Weltkriegs bis zur Einführung der Rentenmark Die Ansichtskarten aus der belgischen Besatzungszeit Die Entwicklung des Bergbaus in der Weimarer Republik Kamp-Lintfort zur Zeit der Weimarer Republik Die Postgeschichte Kamp-Lintforts bis zur Ende der Weimarer Republik Die politischen Wirren der Jahre 1929-1932 Die Ansichtskarten aus den Jahren 1924-1932 nach unten

Von der belgischen Besatzung zur Inflationszeit

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs kam es in ganz Deutschland zu politischen Unruhen und vielerorts bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte. Dies war auch in Kamp-Lintfort der Fall, denn am 9. November 1918 zog ein Demonstrationszug durch die Straßen und die öffentliche Gewalt ging auf den gebildeten Arbeiter- und Soldatenrat über. Die revolutionären Wirren wurden am 26. bis 29. November 1918 durch eine durchziehende Marine-Infanterie-Division und ein schlesisches Landwehrregiment gesteigert. Insgesamt blieb es aber relativ ruhig.

Nach Abzug dieser Truppen begann die Besetzung des Rheinlandes und am 13. Dezember 1918 rückten belgische Truppen in die Kreise Geldern und Moers ein. Die belgische Besatzungsmacht verbot die Arbeiter- und Soldatenräte. Die Unruhen hielten aber weiter an, denn radikale Gruppen wie Separatisten (die eine Loslösung des Rheinlandes vom Deutschen Reich und eine eigene Republik anstrebten), Spartakusbund, Rotfront und Stahlhelm tummelten sich auf den Straßen und griffen mit Pistolen sogar das Rathaus in Kamp an.

Wegen unzureichender Reparationsleistungen wurde am 11. Januar 1923 das Rheinland durch die französische Armee besetzt. Die Reichsregierung rief die Bevölkerung zum zivilen Ungehorsam auf. Auch die Bergleute auf der Zeche Friedrich Heinrich erklärten sich solidarisch, worauf die Belgier alle Zechentore besetzten und die Arbeiter in Rheindahlen bei Mönchengladbach internierten.

Zu den politischen Unruhen nach dem 1. Weltkrieg kam die allgemeine materielle Not. Das Geld war immer weniger wert, Lebensmittel wurden knapp und teuer. Manche Geschäfte konnten sogar nur stundenweise öffnen. Im Oktober und November 1923 erreichte die Inflation ihren Höhepunkt und die Preise stiegen von Millionen auf Milliarden und dann sogar auf Billionen. Kurz vor Einführung der Rentenmark im November 1923 war 1 Billion Papiermark auf den Wert von 1 Goldmark gesunden. So kostete z. B. am 6. November 1923 in Kamp ein Zentner Roggen 14 Billionen Papiermark. Erst nach Einführung der Rentenmark konnte die Währung stabilisiert werden und es ging wieder bergauf.

Auch die Zeche Friedrich Heinrich gab während der Inflationszeit eigenes Geld heraus, weil die Reichsbank in Berlin keine Banknoten mehr verausgabte:

Notgeld aus dem Jahre 1923 über 20 Millionen Mark

Notgeld aus dem Jahre 1923 über 100 Millionen Mark

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Die Postgeschichte vom Ende des 1. Weltkriegs bis zur Einführung der Rentenmark

Die Post zur Zeit der belgischen Besatzungsmacht

Die Zeit der belgischen Besatzung Kamp-Lintforts läßt sich auch postalisch belegen:

Feldpost vom 11.6.1919 mit Militärpoststempel u. Ankunftstempel Gent

Die Gebührenentwicklung seit Kriegsende bis zur Rentenmark 1923

Die Inflation machte auch vor den Postgebühren nicht halt, wie die nachfolgenden Tabellen belegen:

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.10.1919
Ab 6.5.1920
Ab 1.4.1921
Ab 1.1.1922
Ab 1.7.1922
Bis 20 g
5
10
15
50
50
Bis 25 g
5
10
15
50
75
25 bis 50 g
5
10
15
50
75
50 bis 100 g
10
20
30
100
150
100 bis 250 g
20
40
60
200
300
250 bis 500 g
30
60
80
300
400
Postkarten
Ortsverkehr
10
30
30
75
75
Fernverkehr
15
30
40
125
150
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
10
40
40
125
125
20 bis 100 g
15
60
60
200
200
100 bis 250 g
15
60
60
200
300
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
20
40
60
200
300
20 bis 100 g
30
60
80
300
400
100 bis 250 g
30
60
120
400
500
Einschreiben
Gebühr
30
50
100
200
200
Rückschein
40
50
50
150
150
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
50
100
150
300
300
Im Land-Bestellbezirk
100
200
300
900
900
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.10.1919
Ab 6.5.1920
Ab 1.4.1921
Ab 1.1.1922
Ab 1.7.1922
Bis 50 g + für je 50 g
5
20
30
80
125
Postkarten
Postkarten
15
40
80
240
350
Briefe
Bis 20 g
30
80
120
400
600
Je weitere 20 g
20
60
60
200
300
Im Grenzverkehr
20
40
60
200
300
Einschreiben
Gebühr
30
80
100
200
200

Ab 1. Oktober 1922 wurden die Gebühren dann schon in Reichsmark angegeben:

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.10.22
Ab 1.11.22
Ab 15.12.22
Ab 15.1.23
Ab 1.3.23
Ab 1.7.23
Bis 20 g
1
. / .
. / .
. / .
. / .
. / .
Bis 25 g
1,5
2
5
10
20
60
25 bis 50 g
1,5
3
10
20
40
125
50 bis 100 g
3
6
15
30
60
180
100 bis 250 g
6
12
25
50
100
300
250 bis 500 g
8
16
35
70
120
360
Postkarte
Ortsverkehr
6
3
5
10
20
60
Fernverkehr
9
6
15
25
45
120
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
2
4
10
20
40
120
20 bis 100 g
4
8
15
30
60
180
100 bis 250 g
6
12
25
50
100
300
250 bis 500 g
. / .
. / .
. / .
. / .
120
360
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
62
12
25
50
100
300
20 bis 100 g
8
16
35
70
120
350
100 bis 250 g
10
20
45
90
150
450
250 bis 500 g
. / .
. / .
. / .
. / .
180
540
Einschreiben
Gebühr
4
8
20
40
180
300
Rückschein
3
6
20
40
80
300
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
6
15
30
60
120
400
Im Land-Bestellbezirk
18
45
90
175
350
1200
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.10.22
Ab 1.11.22
Ab 15.12.22
Ab 15.1.23
Ab 1.3.23
Ab 1.7.23
Bis 50 g und für je 50 g
4
8
15
30
60
180
Postkaren
Postkarten
12
24
50
90
180
480
Briefe
Bis 20 g
20
40
80
150
300
800
Je weitere 20 g
10
20
40
75
150
400
Im Grenzverkehr
6
8
20
50
100
300

Ab dem 1. August 1923 gingen die Postgebühren dann schon in den Tausend-Mark-Bereich:

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.8.1923
Ab 24.8.1923
Ab 1.9.1923
Ab 20.9.1923
Bis 25 g
0,2
4
15
50
25 bis 50 g
0,4
8
30
100
50 bis 100 g
0,6
12
45
150
100 bis 250 g
1
20
75
250
250 bis 500 g
1,2
25
90
300
Postkarten
Ortsverkehr
0,2
4
15
50
Fernverkehr
0,4
8
30
100
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
0,4
8
30
100
20 bis 100 g
0,6
12
45
150
100 bis 250 g
1
20
75
250
250 bis 500 g
1,2
25
90
300
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
1
20
75
250
20 bis 100 g
1,2
25
100
350
100 bis 250 g
1,5
30
120
400
250 bis 500 g
1,8
35
140
450
Einschreiben
Gebühr
1
20
75
250
Rückschein
1
20
75
250
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
2
40
150
500
Im Land-Bestellbezirk
6
120
450
1500
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.8.1923
Ab 24.8.1923
Ab 1.9.1923
Ab 20.9.1923
Bis 50 g und für je 50 g
0,6
12
40
150
Postkarten
Postkarten
1,8
36
120
450
Briefe
Bis 20 g
3
60
200
750
Je weitere 20 g
1,5
30
100
375
Im Grenzverkehr
1
20
75
250
Einschreiben
Gebühr
1
20
75
250

Im Oktober 1923 war man im Millionen-Mark-Bereich angekommen:

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.10.1923
Ab 10.10.1923
Ab 20.10.1923
Ab 1.11.1923
Bis 25 g
0,4
1
2
20
25 bis 50 g
0,8
2
4
40
50 bis 100 g
1,2
3
6
60
100 bis 250 g
2
5
10
100
250 bis 500 g
2,4
6
12
120
Postkarten
Ortsverkehr
0,4
1
2
20
Fernverkehr
0,8
2
4
40
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
0,8
2
4
40
20 bis 100 g
1,2
3
6
60
100 bis 250 g
2
5
10
100
250 bis 500 g
2,4
6
12
120
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
2
5
10
100
20 bis 100 g
2,8
7
15
140
100 bis 250 g
3,2
8
16
150
250 bis 500 g
3,6
9
18
160
Einschreiben
Gebühr
2
5
10
50
Rückschein
2
5
10
50
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
4
10
20
100
Im Land-Bestellbezirk
12
30
60
300
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.10.1923
Ab 10.10.1923
Ab 20.10.1923
Ab 1.11.1923
Bis 50 g und für je 50 g
1,2
3
6
400
Postkarten
Postkarten
3,6
9
18
120
Briefe
Bis 20 g
6
15
30
200
Je weitere 20 g
3
7,5
15
100
Im Grenzverkehr
2
5
10
100
Einschreiben
Gebühr
2
5
10
50

Im November 1923 war dann die Hochphase der Inflation erreicht und die Posttarife bewegten sich im Milliarden-Mark-Bereich:

Inland
Drucksachen
 
Ab 5.11.1923
Ab 12.11.1923
Ab 20.11.1923
Ab 26.11.1923
Ab 1.12.1923
Bis 25 g
0,2
2
4
16
30
25 bis 50 g
0,4
4
8
32
30
50 bis 100 g
0,6
6
12
48
50
100 bis 250 g
1
10
20
80
100
250 bis 500 g
1,2
12
24
96
200
Postkarten
Ortsverkehr
0,2
2
4
16
30
Fernverkehr
0,5
5
10
40
50
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
0,5
5
10
40
50
20 bis 100 g
0,6
6
12
48
100
100 bis 250 g
1
10
20
80
100
250 bis 500 g
1,2
12
21
96
100
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
1
10
20
80
100
20 bis 100 g
1,4
14
28
112
200
100 bis 250 g
1,6
16
32
128
200
250 bis 500 g
1,8
18
36
144
200
Einschreiben
Gebühr
1
10
20
80
200
Rückschein
1
10
20
80
200
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
2
20
40
160
300
Im Land-Bestellbezirk
6
60
120
480
600
Ausland
Drucksachen
 
Ab 5.11.1923
Ab 12.11.1923
Ab 20.11.1923
Ab 26.11.1923
Ab 1.12.1923
Bis 50 und für je 50 g
0,8
8
16
64
50
Postkarten
Postkarten
2,4
24
48
192
200
Briefe
Bis 20 g
4
40
80
320
300
Je weitere 20 g
2
20
40
160
150
Im Grenzverkehr
1
10
20
80
100
Einschreiben
Gebühr
1
10
20
80
300

Die Porto-Inflation läßt sich auch mit philatelistischen Belegen aus dieser Zeit dokumentieren:

Postkarte aus dem Jahre 1920 mit Kreisstegstempel von Lintfort: das Porto im Fernverkehr betrug ab dem 6.5.1920 30 Pfennig

Postkarte aus dem Jahre 1921 mit Kreisstegstempel von Lintfort: das Porto im Fernverkehr betrug ab dem 1.4.1921 40 Pfennig

In der Zeit vom 1.1.1922 bis 1.7.1922 betrug das Porto für eine Postkarte im Fernverkehr 125 Pfennige

In der Zeit vom 1.7.1922 bis 1.10.1922 betrug die Gebühr für eine Geburtstagskarte schon 1,50 Mark

Mit 1,50 Mark ist auch diese Postkarte mit Zusatzfrankatur versehen, die am 18.7.1922 in Lintfort abgestempelt wurde

Postkarte vom 10.10.1922; das Porto von 3 Mark für eine Karte im Fernverkehr galt in der Zeit vom 1.10.1992 bis 15.11.1922

Die Gebührenperiode vom 10.10.1923 bis 20.10.1923 dauerte nur ganze zehn Tage. Aus dieser Zeit stammt die folgende Postkarte:

Die Postkarte mit einem Porto von 2 Mill. RM für eine Postkarte im Fernverkehr wurde am 18.10.1923 in Lintfort abgestempelt

Die Inflation begann danach noch mehr zu galoppieren, wie die eingeschriebene Drucksache vom 2.11.1923 zeigt. Der Posttarif in Höhe von 120 Millionen Mark war nur fünf Tage lang gültig:

Drucksache aus der Hochinflationszeit - als Einschreiben verschickt

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Die Ansichtskarten aus der belgischen Besatzungszeit

Die Karte um 1919 zeigt den vor der Barbaraschule gelegenen De-Montplanet-Platz mit Brunnenanlage

Diese Karte aus dem Jahre 1919 belegt die archetektonische Abwechselung in der Altsiedlung von Lintfort: zu sehen ist ein Teil der Albertstraße und späteren Ebertstraße sowie die Konsumanstalt 2 am südöstlichen Rand des Marktplatzes an der Einmundung der Lotharstraße in die Kattenstraße

Ansichtskarte mit dem Beamtenkasino; die Karte wurde im März 1919 von einem belgischen Soldaten nach Gembloux geschickt

Diese Ansichtskarte wurde am 09.06.1919 nach Belgien verschickt

Diese am 13.06.1919 abgestempelte Karte trägt den Ankunftsstempel "Bruxelles" vom 14.07.1919

Ansichtskarte um 1920 mit Blick vom Alten Rathaus in die obere Moerser Straße

Ansichtskarte um 1920 mit Ansichten der Zechensiedlung Friedrich Heinrich

Die folgende Ansichtskarte zeigt die obere Moerser Straße, wobei im Vordergrund rechts das Gasthaus Camperbruch (heute Hotel Lintforter Hof) mit Pferdefuhrwerk für die Personenbeförderung Moers - Repelen - Lintfort zu sehen ist):

Ansichtskarte um 1920 mit Blick auf die obere Moerser Straße

Die Ansichtkarte aus dem Jahre 1921 zeigt den am 21.11.1944 durch einen Bombenangriff zerstörten Konsum der Friedrich Heinrich AG am Markt

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Die Entwicklung des Bergbaus in der Weimarer Republik

Nach Kriegsende klagten die ehemaligen Aktionäre ihr Eigentum ein und ein deutsch-französisches Gericht in Den Haag entschied am 10. Dezember 1921 die Rückgabe des Vermögens. Das allgemeine Chaos wirkte sich aber auch auf den Bergbau aus, denn die Förderung sank.

Das Steinkohlenbergwerk auf einer Ansichtskarte aus den 20er Jahren

Nach dem Ende der Inflationszeit und der Einführung der Rentenmark im November 1923 ging es aber - auch trotz der bis 1926 anhaltenden belgischen Besatzung, der Inflationsjahre und der zu erbringenden Reparationsforderungen - auch mit dem Bergbau wieder aufwärts. Trotz Lohnstreitigkeiten, die im Mai 1924 sogar zu Arbeitsniederlegungen führten, gelang es in diesem Jahr, die Förderung erstmalig auf fast eine Mill. Tonnen zu steigern und die Belegschaft auf 5.200 Mann zu erhöhen.

Trommelfördermaschine der Zeche Friedrich Heinrich auf einer sehr seltenen Ansichtskarte aus dem Jahre 1925

Das Jahr 1924 war für die Friedrich Heinrich Ag unternehmenspolitisch sowieso in mehrfacher Hinsicht ein folgenreiches Jahr: zum einen wurden Franz Brenner und Albert Spaeth aus Altersgründen durch Werner Brand und Carl Noll abgelöst und zum anderen gingen die Eigentümerrechte auf die französische Firma "Les Petits-Fils de Francois de Wendel & Cie" in Paris über, die die Aktien erwarb. Die Firma de Wendel, die mit zu den größten Hüttenkonzerne in Frankreich gehörte, sicherte sich so die Versorgung ihrer Hüttenwerke mit Koks. Friedrich Heinrich versorgte nun hauptsächlich die Hütten in Lothringen mit Koks und Kokskohle. Diese Absatzmöglichkeit bewahrte das Bergwerk vor dem in den Jahren 1924/25 einsetzenden Zechensterben im Ruhrgebiet.

Die Zeche wurde wegen ihrer hervorragenden Kokskohle auch verstärkt zu Reparationsleistungen herangezogen: so lieferte sie im Jahre 1924 15 Prozent ihrer Kohlenförderung und 45 Prozent ihrer Koksproduktion ab. 1925 erwarb man das seinerzeit noch auf Rheinkamper Gebiet gelegene Feld Norddeutschland und 1927 das Feld Camp 5.

Bis zur Zeit des Nationalsozialismus stiegen Belegschaft und Förderung kontinuierlich an und im Jahre 1930 konnten 6.000 Bergleute mehr als 1,7 Millionen Tonnen Steinkohle fördern und 600.000 t Koks erzeugen. 1931 galt die Zeche - im 25. Jahr ihres Bestehens - als "größte Einzelzeche im Bereich des Ruhrbergbaues".

Die Weltwirtschaftkrise der Jahre 1931 und 1932 gingen aber an der Zeche auch nicht spurlos vorüber und die Förderung mußte gedrosselt werden. Wegen des Absatzmarktes in Frankreich mußten allerdings nur wenige Bergleute entlassen werden. Im Jahre 1930 wurde 18 Tage, 1931 41 Tage und 1932 65 Tage mit der Förderung ausgesetzt.

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Kamp-Lintfort zur Zeit der Weimarer Republik

Das Bevölkerungswachstum und die Siedlungsentwicklung

Bis zum Beginn der Zechenerrichtung im Jahre 1907 hatte sich die Bevölkerungszahl nur geringfügig entwickelt und lag 1906 noch bei insgesamt 3.748 Personen. Im Zeitraum 1910 bis 1930 stieg die Bevölkerung in Lintfort von 904 auf 13.876, im Kamperbruch von 842 auf 4.695 und in Kamp von 1.210 auf 1.606 Einwohner an. Während im Kreis Moers 1910-1925 die Bevölkerung um 31 Prozent, in der Rheinprovinz um 12 Prozent und im Dt. Reich nur um 8 % wuchs, betrug die Zuwachsrate in Kamp-Lintfort in diesem Zeitraum sagenhafte 410 Prozent. Auf Grund der Bevölkerungsentwicklung hatte Camp nach dem 1. Weltkrieg endgültig seine Bedeutung als Mittelpunkt der Gemeinden verloren und mit Lintfort war rund um die Zeche ein neues Zentrum entstanden.

Die neuen Bewohner kamen als nachgeborene Söhne von Bauern und Handwerkern aus dem Umland, sowie Polen der 2. Generation aus Hamborn-Meiderich, aber auch aus den östlichen Reichsgebieten. Die Verbundenheit mit der alten Heimat zeigen die zahlreichen Heimatvereine: es gibt Schlesier-, Saar,- Pfalz-, Ostpreußen- und Sachsenvereine und es gab damals sogar einen polnischen Heimat- und Turnverein.

Allmählich entwickelte sich aber aus dem Völkergemisch eine heimatverbundene Bevölkerung mit vielen charakteristischen Wesenszügen, wie man sie, da die Umgebung mit Eyll, Camp, Hoerstgen, Saalhoff und Rossenray weiterhin stark ländlich strukturiert blieb, sonst wohl nirgendwo am Niederrhein findet. Sprachlich kann man dies vielleicht noch am ehesten feststellen: während die "Hiesigen" (die alteingesessene Bevölkerung, die schon immer in Kamp-Lintfort lebte) eine niederfränkische Mundart sprachen, hat das Hochdeutsch der Neubürger bis heute die Klangfarbe des Ruhrdialekts behalten.

Die Zechenleitung tat viel, um den Arbeitern ein wohliges Zuhause zu bieten, denn jedes Wohnhaus in der Zechensiedlung hatte einen Garten und einen Stall. Es bildeten sich Kleintierzuchtvereine, wie die etwa 20 Brieftaubenvereine beispielhaft zeigen. Lintfort, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch geringer besiedelt war als Saalhoff, hatte sich bereits schon vor dem 1. Weltkrieg zum neuen und wachstumsträchtigsten Siedlungsschwerpunkt entwickelt.

Aber auch in anderen Teilen des heutigen Stadtgebietes gab es Neubauten, die allerdings meist privaten Ursprungs waren. So wurde an der Altfelder Straße, der Bergstraße, der Dorfstraße, der Eyller Straße, der Klosterstraße, der Ferdinantenstraße, der Hoerstgener Straße, der Hornenheidchenstraße, der Kamper Straße, der Klosterstraße, der Moerser Straße in Richtung Kamp, der Mühlenstraße, der Niersenbruchstraße, der Rheinberger Straße in Richtung Rheinberg sowie an der Wilhelmstraße gebaut.

Die folgenden Schaubilder zeigen die Bevölkerungsentwicklung seit 1900 in den einzelnen Gemeinden:

Vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahre 1933 stieg die Bevölkerungszahl von Camp um immerhin 550 Personen

Das im östlichen Stadtgebiet gelegene Hoerstgen blieb von der großen Zuwanderungsbewegung unberührt

Die Anlegung der Moerser Straße als Geschäftsstraße und der Werkssiedlungsbau machten sich in der Bevölkerungsstatistik der Gemeinde Kamperbruch deutlich bemerkbar

Zwischen 1900 und 1929 wuchs die Einwohnerschaft Lintforts um 2.681 %

Erst relativ spät setzte sich auf dem südlichen Rossenrayer Gebiet ein industrialisierungsbedingtes Wachstum der Einwohnerschaft durch

Die Kurve für Saalhoff zeigt insgesamt einen nur relativ geringen Bevölkerungszuwachs nach Beginn des Industrialisierungsprozesses

Das kirchliche Leben

Ein Großteil der Altbürger war seit alters her katholisch, aber die mit der Industrialisierung einhergehenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur wirkten sich auch auf den konfessionellen Bereich aus. Um die Umschichtung besser beurteilen zu können, ist es zweckmäßig, zunächst einen Blick auf die relative Häufigkeit der Bekenntnisse im 19. Jahrhundert zu werfen.

Das Foto aus dem Jahre 1930 zeigt die Fronleichnamsprozession an einer Station an der Einmündung der Prinzenstraße in die Moerser Straße

Von den sechs damaligen Gemeinden im Gebiet von Kamp-Lintfort war lediglich Hoerstgen protestantisch geprägt, und zwar bereits seit 1566. Ferner existierte dort wahrscheinlich schon seit dem 16. Jahrhundert eine größere jüdische Siedlung, die 1801 immerhin ein Fünftel der Hoerstgener Einwohnerschaft ausmachte. Die Einwohner der übrigen Gemeinden waren überwiegend katholisch, aber mit unterschiedlicher Intensität. 1864 lebten die meisten Katholiken in Camperbruch (98,44 Prozent) und Saalhoff (89,06 Prozent), sodann in den Gemeinden Lintfort (84,49 Prozent), Rossenray (84,36 Prozent) und Camp (70,22 Prozent). In Hoerstgen waren im Jahre 1864 die Einwohner zu 91,85 Prozent evangelischen, zu 5,56 Prozent jüdischen und zu nur 2,59 Prozent katholischen Glaubens. Insgesamt stellten seinerzeit somit die Katholiken mit 67,13 Prozent den größten Anteil an der Wohnbevölkerung auf Kamp-Lintforter Gebiet, während auf die evangelischen Christen 31,65 Prozent und auf die Juden 1,22 Prozent entfielen.

Bis zum Jahre 1929 ergaben sich eine auffällige Veränderungen in der Konfessionsstatistik. Die relative Häufigkeit des katholischen Bekenntnisses ist nunmehr in Saalhoff mit 78,09 Prozent am größten, gefolgt von Camp (71,03 Prozent), Rossenray (64,81 Prozent) und Camperbruch (62,95 Prozent). In Hoerstgen bestimmten ähnlich wie im 19. Jahrhundert die evangelischen Einwohner mit einem Anteil von 93,01 Prozent das religiöse Leben. Besonders starke Verschiebungen hingegen haben sich in der Gemeinde Lintfort ergeben, wo auf die Katholiken nur noch 53,10 Prozent entfielen, während der Anteil der evangelischen Christen auf 35,01 Prozent gestiegen war.

In Lintfort ist auch der Anteil der unter der Bezeichnung "Sonstige" zusammengefaßten Personenkreise mit 11,95 Prozent am höchsten. Dazu zählen Angehörige weiterer Konfessionen wie die seit 1912 am Ort vertretenen Baptisten sowie die Dissidenten, deren Bewegung mit dem Einzug des Steinkohlenbergbaus auch in Kamp-Lintfort Fuß gefaßt hatte. Der Anteil der Juden an der Lintforter Einwohnerschaft war jedoch mit 0,25 Prozent äußerst gering. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß im Zuge der Industrialisierung und der mit ihr einsetzenden Zuwanderungsbewegung der Anteil der Katholiken auf dem Kamp-Lintforter Gebiet auf 55,75 Prozent im Jahre 1929 zurückgegangen ist, während sich bei der evangelischen Einwohnerschaft ein wenn auch relativ geringer Zuwachs auf 34,50 Prozent errechnet.

Um 1930 war die Christuskirche weitgehend fertiggestellt

Die religiöse Betreuung der neuen Mitbürger katholischen Glaubens konnte zunächst von der Abteikirche in Kamp übernommen werden. Der Weg dort hin und die Räumlichkeiten reichten aber bald schon nicht mehr aus, so daß nach einer Lösung am Rande der Zechensiedlung gesucht wurde. Als der Ziegeleibesitzer Theodor Pauen der Kamper Kirchengemeinde am Rande der Siedlung ein Grundstück zur Verfügung stellte, konnte am 2. Februar 1914 der Grundstein gelegt werden und am 14. Juli weihte Pfarrer Dicks die Notkirche ein. Dort entstand am 21. November 1922 die Pfarrei St. Josef. Der Bau der eigentlichen Kirche konnte aber erst 1932 in Angriff genommen werden. Nach dem 1. Weltkrieg zählte das Pfarrektorat Lintfort über 8.0000 Katholiken.

Die evangelischen Bewohner der neuen Zechensiedlungen wurden zunächst von den Gemeinden in Hoerstgen und Repelen betreut. Schon im 1. Weltkrieg, am 1. Juli 1917, schlossen sich die Gläubigen aus Lintfort, Kamperbruch und Rossenray aber zu einem Gemeindebezirk mit einem eigenen Presbyterium und eigener Finanzverwaltung zusammen. Per Erlaß der preußischen Regierung wurde daraus später der selbständige Vikariatsbezirk Lintfort - Kamperbruch. Der Pfarrer von Hoerstgen war aber zugleich Präses Presbiterii dieser neuen Gemeinde. 1920 entstand auf dem ehemaligen Kox-Hof an der Ringstraße eine Notkirche mit Gemeinde und Pfarrhaus. Die Einweihung erfolgte am 13. März 1921. 1928 begann man mit der Planung der Christuskirche, die 1930 fertiggestellt wurde.

Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde entstand am 27. Oktober 1912. Die Gemeinde besaß einen Versammlungsraum am Pappelsee, der von der Zeche überlassen wurde.

Am Südrand der Zechensiedlung entstand das Katholische Pfarrektorat St. Marien, weil die Gemeinde St. Josef in Lintfort zu groß wurde. An der Vinn-/Kattenstraße baute die Firma Willings eine Kirche, die am 31. Juli 1927 eingeweiht werden konnte. St. Marien wurde aber erst am 1. Oktober 1955 eine eigenständige Pfarre.

Ansichtskarte von 1928 mit der Kreuzung Vinn- / Kattenstraße und der Marienkirche

Die Entwicklung von Verkehr, Handel und Gewerbe

Zu Beginn des 20. Jahrhundert lag Kamp-Lintfort abseits der bedeutenden Verkehrswege, wie dies seit der Zeit der alten Römerstraße, die Ober-, Mittel- und Niederrhein verband, seit Jahrhunderten gewesen war. Es gab nur unbefestigte Straßen und lediglich eine Postkutschenlinie von Geldern über Rheinberg nach Moers, die in Kamperbrück am Haus Müsers eine Haltestelle hatte. Am 15. März 1915 - also noch im 1. Weltkrieg - wurde eine Straßenbahnlinie Moers - Lintfort - Kamp eröffnet.

Ein großer Nachteil war das Fehlen eines Eisenbahnanschlusses. Es gab nur die von der Zeche errichtete Schmalspurbahn nach Rheinkamp, die 1912 zu einer Normalspurbahn ausgebaut worden war. So konnte die Zeche 80 Prozent ihrer Kohle von dort zur Reichsbahnstrecke Duisburg - Kleve befördern. Der Rest wurde im Landhandel direkt an die Verbraucher verkauft. Wegen des Krieges wurde die geplante Bahnstrecke Oberhausen - Moers -Geldern, die südlich an der Zeche vorbeiführen sollte, aber nie verwirklicht, obwohl schon die nötigen Bauwerke und teilweise auch der Unterbau für die Schienen schon vorhanden waren. Nach dem Krieg wurde die Bahnlinie von den Siegermächten als "strategische Bahn" verboten.

Diese Ansichtskarte mit dem Gasthof zur Post und dem Postamt in Lintfort wurde am 01.09.1925 verschickt

Diese Ansichtskarte von 1929 zeigt die Kreuzung Friedrich- / Ringstraße

Neben der Bauernschaft gab es in Kamp-Lintfort nur Kleinhandwerk. Es gab einige Pottbäcker, Schmiede, Müller, Schuhmacher, Schreiner, Maurer, Metzger und Bäcker sowie einige kleine Gaststuben. Größere Betriebe waren Hotel Müsers, die "Dampfbierbrauerei und Kornbranntweinbrennerei" Baaken und die Ziegelei Pauen.

Bei der regen Bautätigkeit, die die Errichtung der Zeche und ihrer Siedlungen mit sich brachte, nahm die Zahl der Handwerksbetriebe im Baugewerbe stark zu. 1921 wurde im Auftrag der Zeche von der "Bergmannssiedlung Linker Niederrhein" das Viertel um die Josefskirche bebaut und an der Eupener-, Friedrich-, Memeler und Tilsiter Straße und um den Bismarckplatz herum entstanden ca. 300 zweigeschossige Mietshäuser.

Die Gesellschaft bebaute 1925-1930 auch das Gebiet zwischen Moerser-, Eyller und Konradstraße. Die Gemeinde Kamperbruch begann 1932 mit dem Bau von Kleinsiedlungen im Niersenbruch, wo man Grundstücke an der Niersenbruch- und Möhlenkampstraße erworben hatte.

Gleichzeitig mit dem Bergbau stieg die Zahl der Betriebe im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe an. Es siedelten sich auch Bekleidungsgeschäfte an. Diese errichteten ihre Geschäfts- und Wohnhäuser an der Moerser und Kattenstraße am Rande der Zechensiedlung. An der Moerser Straße siedelte sich 1924 auch die Sparkasse an. Diese war am 21. Mai 1865 gegründet worden und in Kamp untergebracht. Bis ins Jahr 1921 waren Spar- und Gemeindekasse nicht nur räumlich vereinigt. Erst nach der Trennung war sie ins Haus Deckers auf der Kirchstraße / Ecke Moerser Straße umgezogen.

Auch die Landwirtschaft profitierte von der Zeche, da die Nachfrage nach ihren Produkten stieg, die meist auf dem Marktplatz in der Mitte der Zechensiedlung angeboten wurden. Die am 13. Juni von 59 Bauern gegründete Molkerei Vierquartieren vertrieb ab 1922 nicht nur Molkereiprodukte, sondern hatte auch Nebenbetriebe, wie eine Mühle und Lagerräume für Futter- und Düngemittel. Außerdem besorgte sie Pflanzkartoffeln und Saatgut.

Die Errichtung weiterer Schulen in den 20er Jahren

Im Jahre 1925 hatte die Gemeinde Kamperbruch ein Grundstück an der Montplanetstraße gekauft, auf dem eine katholische Schule gebaut wurde, die später den Namen Josefschule erhielt. 1928 wurde eine Hilfsschule erbaut, die 1929 eingeweiht wurde und später den Namen Pestalozzischule erhielt. Obwohl am Südostrand 1923 die Ebertschule errichtet worden war, reichte deren Kapazität bald schon nicht mehr aus und es entstand 1930 die Marienschule.

Schon 1929 hatte die Gemeinde Kamp die Errichtung einer neuen Schule beschlossen. Diese Schule an der Sternstraße konnte aber erst ab 1934 - nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten - errichtet werden und hieß später Agathaschule.

Ansichtskarte von 1929 mit Friedrich-Ebert-Platz und Schule

Im Dezember 1917 schon plante man in Lintfort den Bau einer "ausbaufähigen Mittel-, Rektorats- und Oberrealschule", die im Mai 1918 als sog. Vorschule (Zubringerschule zur höheren Schule) ihren Lehrbetrieb in der alten Lintforter Schule an der Schulstraße aufnahm.

Bis zur staatlichen Anerkennung dauerte es aber noch bis zum 4. April 1925. Um den Schülern in den Anfangsjahren der Höheren Schule den weiten Weg nach Moers zu ersparen, erhielt man am 18. Mai 1927 die Genehmigung zur Errichtung einer Rektoratschule, die mit Beginn des Schuljahres 1929/30 ihren Lehrbetrieb aufnahm. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Schule den Namen Städtische Realschule.

Die politische Entwicklung während der Weimarer Republik

Einen enormen Aufschwung nahm die Sozialdemokratie während und unmittelbar nach der Novemberrevolution des Jahres 1918, als die revolutionären Ereignisse auf die beiden Industriegemeinden Lintfort und Camperbruch übergriffen. Der Spuk war allerdings schon am 13. Dezember 1918 vorbei, als belgische Besatzungssoldaten im Kamp-Lintforter Gebiet einmarschierten. Während der Besatzungszeit entstanden weitere sozialdemokratische Organisationen wie 1919 die Theatervereinigung "Volksbühne" und die Arbeiterwohlfahrt (AWO), um 1924 der Arbeitersamariterbund (ASB), im Mai 1925 der Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, das sich 1932 in die "Eiserne Front" einbrachte, und um 1925/26 der Arbeiter-Radio-Bund (ARB). 1926 zählte die Kamp-Lintforter SPD 335 Mitglieder (ohne die Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend - SAJ).

Ein Linksabspaltung von der SPD, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) bestand ab ca. 1917 bis spätestens 1922 auch in Kamp-Lintfort, deren Mitglieder danach aber zu Teilen in der Kommunistischen Partei Deutschlands aufgingen.

Die örtlich erst um 1920 ins Leben gerufene KPD zählte vor 1933 zu den einflußreichsten Kamp-Lintforter Parteien und verfügte am Ort ebenfalls über zahlreiche Nebenorganisationen wie den "Rotsport", den Rotfront-Kämpferbund (RFB), die Rote Hilfe Deutschlands (RHD), den Roten Frauen- und Mädchenbund, den Arbeiter-Esperanto-Bund und den Proletarischen Freidenker-Verband. Die Mitgliederzahl der KPD, die ebenso wie die SPD erst aus der neuen Bevölkerung hervorgegangen ist, wird für 1926 mit rund 80 angegeben. Es handelte sich also um eine vergleichsweise nicht sehr mitgliederstarke Parteiorganisation. Vom tatsächlichen Einfluß der KPD in der hiesigen Arbeiterschaft zeugen jedoch u. a. die Ergebnisse der Betriebsratswahlen auf der Zeche Friedrich Heinrich. So erzielte die KPD-Orientierte Union der Hand- und Kopfarbeiter 1924 immerhin 24,1 Prozent und die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) 1930 sogar 45,7 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen, während der auch als "Alter Verband" bezeichnete Verband der Bergarbeiter Deutschlands 30,9 Prozent bzw. nur noch 27 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Hinsichtlich der reichsweit 1918 gegründeten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) läßt sich nicht ausschließen, daß namentlich in Hoerstgen bereits vor dem 1. Weltkrieg Vorläuferorganisationen bestanden haben. 1926 zählte die DNVP, deren Entstehung eindeutig nicht mit dem Bevölkerungswandel im Zuge der Industrialisierung zusammenhängt, insgesamt 290 Mitglieder (Camp: 50, Hoerstgen: 100, Vierquartieren: 140).

Die Deutsche Volkspartei (DVP) wiederum mit ihren im Jahre 1926 insgesamt rund 50 organisierten Anhängern ist erstmals im Januar 1919 belegt.

Über die örtlichen Anfänge der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei (NSDAP) hieß es 1938 rückblickend im Heimatkalender des Kreises Moers: "Lintfort als eine der roten Zentralen wurde insbesondere von der Ortsgruppe Vluyn liebevoll betreut. Im Juli 1926 stieg dort die erste Versammlung, die von etwas zehn Parteigenossen und nahezu vierhundert Marxisten besucht war. Trotz des roten Terrors in Lintfort konnte nach dieser Versammlung eine Ortsgruppe gegründet werden, die von dem Parteigenossen Elbing übernommen wurde, aber schon bald nach der Gründung wieder einging". Erst im Oktober 1930 - und damit vergleichsweise sehr spät, denn in Vluyn, Moers und Rheinhausen bestanden bereits seit 1925 bzw. 1926 Ortsgruppen - gelang es der NSDAP, sich in Kamp-Lintfort eine organisatorische Grundlage zu schaffen.

1926 existierten ferner noch ein Zusammenschluß der syndikalistisch orientierten Freien Arbeiterunion Deutschlands (FAUD-S) mit 17 Mitgliedern und eine als "Polen-Partei" bezeichnete Organisation mit ca. 90 Mitgliedern, über deren lokale Anfänge jedoch nichts Näheres bekanntgeworden ist.

Festzustellen bleibt, daß ein nicht unbeachtlicher Teil des hiesigen Parteienspektrums vor 1933 erst durch die neue Bevölkerung entstanden ist. Die Ergebnisse der Wahlen zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 sowie zum Reichstag am 6. Juni 1920, 7. Dezember 1924, 20. Mai 1928, 14. September 1930 sowie am 31. Juli 1932 lassen im übrigen deutliche Verschiebungen, aber auch Kontinuitäten in der Gunst der Kamp-Lintforter Wählerschaft erkennen. Ferner zeigt sich, aus welchen politischen Quellen sich vor 1933 die Anhängerschaft der NSDAP in Kamp-Lintfort vorwiegend rekrutierte.

Die Wahlergebnisse 1919 - 1932

Auch der Umstand, daß die im Zuge der Industrialisierung auf dem Kamp-Lintforter Gebiet entstandenen "neuen Parteien" (SPD bzw. USPD, KPD und Polen-Partei) teilweise über 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnten, dokumentiert den tiefgreifenden Wandel, den die Struktur der örtlichen Wohnbevölkerung innerhalb weniger Jahre erfahren hat.

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Die Postgeschichte Kamp-Lintforts bis zur Ende der Weimarer Republik

Da die Postagentur Kamperbruch nur einen Kilometer weit vom Lintforter Postamt entfernt lag, wurde sie am 1. Oktober 1920 geschlossen und zunächst in eine Telegraphenhilfsstelle, am 1. April 1925 in eine öffentliche Sprechstelle umgewandelt.

Für das Postgebäude in Lintfort endete der Mietvertrag im März 1924. Das Haus wurde aber am 15. März 1924 von der Deutschen Reichspost für 35.000 RM gekauft. Am 1. Mai 1925 wurde eine Kraftpostlinie Krefeld - Lintfort eröffnet. Da eine unmittelbare Verkehrsverbindung von Krefeld mit Vluyn fehlte, mußte der Postbus einen Umweg über Rheurdt, Schaephuysen, Vluyn nach Kamp und Lintfort machen. Da die Straßenbahn Kamp - Moers - Krefeld biliger war, fuhr die Bevölkerung aber lieber mit der Straßenbahn, als der teureren Kraftpost, so daß die Kraftpost aus diesem Grunde schon am 30. April 1927 den Betrieb einstellte, zumal die beteiligten Gemeinden es ablehnten, weitere Zuschüsse zu zahlen.

Am 1. März 1927 wurde die Postagentur in Kamp vom Postamt Moers losgelöst und dem Postamt Lintfort zugeteilt. Schon seit 1925 waren die Diensträume des Postamtes in Lintfort dem ständig wachsenden Publikumsverkehr nicht mehr gewachsen: im allgemeinen Dienstraum waren die drei Schalter, der Briefein- und -abgang, die Zeitungs-, Rundfunk- und Rentenstelle und die Fernsprechabrechnungsstelle untergebracht und hinzu kamen drei Klappenschränke zu je 100 Doppelleitungen. Auch diesmal half die Zeche Friedrich Heinrich aus, indem sie am 13. August 1927 ein an das Postamt angrenzendes 1.024 1m großes Grundstück für 15.000,- RM an die Deutsche Reichspost verkauft. Am 1. Mai 1928 wurde auch das Hoerstgener Postamt vom Postamt Moers abgetrennt und dem Postamt Lintfort als Abrechnungspostamt unterstellt.

Um eine schnelle Brief- und Paketbeförderung zu gewährleisten, wurde am 1. August 1929 ein Kraftgüterpostverkehr Duisburg - Moers - Lintfort eingerichtet. Ab dem 1. April 1928 wurde das neue Postamt in Lintfort gebaut, das 1930/31 in Dienst gestellt werden konnte.

Als besonders dringend erwies sich die Umstellung der Fernsprechvermittlung auf Selbstwählbetrieb. Im Frühjahr 1931 begann die Fa. Siemens & Halske mit dem Aufbau der Wählanlage und die bisherigen oberirdischen Leitungen wurden in die Erde verlegt. Die Inbetriebnahme des Wählamtes fand am 11. Mai 1931 statt. Im gleichen Jahr erfolgte in der Zeit vom 3. Juni bis 15. Oktober die Räumung des alten Postgebäude und der Umzug in den Neubau des Postamtes Lintfort.

Postalisch gab es nach der Überwindung der Inflation und Einführung der Rentenmark Ende 1923 auch neue Postgebühren, die bis Ende 1933 nur moderat stiegen, teilweise aber auch gesenkt wurden:

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.12.1923
Ab 1.1.1925
Ab 1.8.1927
Ab 15.1.1932
Bis 20 g
. / .
. / .
. / .
4
Bis 25 g
3
3
5
4
25 bis 50 g
3
3
5
4
50 bis 100 g
5
5
8
8
100 bis 250 g
10
10
15
15
250 bis 500 g
20
20
30
30
Postkarten
Ortsverkehr
3
3
5
5
Fernverkehr
5
5
8
8
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
5
5
8
8
20 bis 100 g
10
10
15
15
100 bis 250 g
10
10
15
15
250 bis 500 g
10
15
20
20
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
10
10
15
12
20 bis 100 g
20
20
30
25
100 bis 250 g
20
20
30
25
250 bis 500 g
20
20
40
40
Einschreiben
Gebühr
20
30
30
30
Rückschein
20
30
30
30
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
30
40
40
40
Im Land-Bestellbezirk
60
80
80
80
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.12.1923
Ab 1.1.1925
Ab 1.8.1927
Ab 15.1.1932
Bis 50 g + für je 50 g
5
5
5
5
Postkarten
Postkarten
20
15
15
15
Briefe
Bis 20 g
30
25
25
25
Je weitere 20 g
15
15
15
15
Im Grenzverkehr
10
10
10
10
Einschreiben
Gebühr
30
30
30
30

Die beiden folgenden Karten mit dem Kreisstegstempel von Lintfort zeigen die für Postkarten bis zum 1.8.1927 gültige Gebühr für den Orts- und Fernverkehr:

Karte im Ortsverkehr, abgestempelt in Lintfort am 24.12.1925

Karte im Fernverkehr, abgestempelt in Lintfort am 15.9.1925

Für ein Einschreiben mußten Anfang 1927 ganze 35 Pfennige aufgewendet werden: 30 Pfg. für die Einschreibgebühr (1.6.1924 - Mai 1945) und 5 Pfg. für einen Brief im Ortverkehr (1.12.1923 - 3-7-1927), wie das folgende Beispiel zeigt:

Beispiel für ein portogerecht frankiertes Einschreiben vom 7.2.1927

Bildpostkarten sind ein beliebtes Werbemittel für Fremdenverkehrsorte, da die Karten weit gestreut von den Postämtern im ganzen Land verkauft werden, Ein weiterer Vorteil - im Gegensatz zu den nur örtlich vertriebenen Ansichtskarten - ist, daß man die komplette Rückseite zum Beschreiben hat: man hat also wesentlich mehr Platz! Diese Art von Karten steckte zu jener Zeit noch in der Entwicklung. Die ersten bekannten Bildpostkarten überhaupt stammen aus dem Jahre 1925.

Als Beispiel gibt es hier eine Bildpostkarte aus dem Jahre 1927 mit dem Motiv "Industriestadt Neumünster in Schleswig-Holstein". Es handelt sich um eine postamtlich verausgabte Karte mit Werteindruck (hier das Motiv "Beethoven" der Michel-Nr. 389 aus der Freimarkenserie "Köpfe berühmter Deutscher", die seit dem 1. November 1926 verausgabt wurde) und Bilddruck in der Farbe der Briefmarke auf der linken Hälfte der Vorderseite. Von dieser Serie gibt es insgesamt 27 verschiedene Bilder.

Bildpostkarte, am 8.1.1927 in Lintfort abgestempelt

Ab dem 1.8.1927 stieg die Gebühr für eine Postkarte im Fernverkehr auf 8 Pfg. an:

Bedarfsgerecht frankierte Postkarte, gestempelt am 23.12.1929

Für das Jahr 1927 ist beim Lintforter Poststempel eine Änderung festzustellen, die vermutlich am 1. September erfolgte: war am 31. August noch der Stempel mit der 12-Stundenanzeige im Einsatz (mit "V" für vormittags und "N" für nachmittags), so haben die beiden neuen Stempel eine 24-Stundenanzeige (es heißt z. B. nun 18 - 19 (Uhr) usw. ohne "V" bzw. "N").

Es gibt die beiden Stempel, die ab September im Einsatz waren, die Unterscheidungsbuchstaben "a" und "c", wobei der Stempel mit dem Buchstaben "c" einen um 2 mm größeren Durchmesser als der Stempel mit dem Buchstaben "a" aufweist:

Diese drei Karten vom August bzw. September 1927 zeigen den Wechsel im Stempelbild

Für Postkarten mit nur drei handschriftlichen Worten (außer der Adresse) galt eine ermäßigte Gebühr:

Postkarte vom 6.4.1931 mit der ermäßigten Gebühr von 3 Pfg.

Ab dem 1.8.1927 betrug die Gebühr für einen Brief 15 Pfg., wie dieser Beleg zeigt:

Brief aus Lintfort vom 28.7.1930

Die Gebührensenkung für Postkarten ab den 15.1.1932 zeigt die nachfolgende Karte:

Postkarte, in Lintfort am 28.9.1932 abgestempelt

Wie in Lintfort schon im Jahre 1927, so kam auch in Camp im Jahre 1932 ein neuer Stempel, der den alten Stempel ablöste zum Einsatz. Wurde im April 1932 noch der Einkreisstempel im Gebrauch, so findet man im Oktober einen Zweikreisstempel vor. Zu beachten ist außerdem, daß man den Ort nun nicht mehr "Camp", sondern "Kamp" schreibt:

Postkarte mit (altem) Einkreisstempel "Camp" vom 12.4.1932

Postkarte mit (neuem) Zweikreisstempel "Kamp" vom 21.10.1932

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Die politischen Wirren der Jahre 1929-1932

Ab 1929 (einer erneuten Wirtschaftskrise) zogen auch in Kamp-Lintfort wieder dunkle Wolken am Horizont auf: 1926 war der Versuch, eine NSDAP-Ortsgruppe zu gründen, zwar gescheitert, aber 1930 wurde sie in Hoerstgen bei den Reichstagswahlen stärkste und in Lintfort viertstärkste Kraft hinter KPD, SPD und Zentrum. 1932 gewann die NSDAP bei den Reichstagwahlen erheblich dazu und wurde hinter der KPD und dem Zentrum drittstärkste Kraft.

Mit der Errichtung des Bergwerks und dem Zuzug von Industriearbeitern änderte sich schon vor dem Beginn des 1. Weltkriegs die Zusammensetzung der Bevölkerung, was sich auch auf die politischen Aktivitäten auswirkte. die bisherigen Mehrheitsparteien sahen sich besonders in Lintfort mit einer starken linken Opposition konfrontiert, die nach dem 1. Weltkrieg erstmals die absolute Mehrheit erzielte. Schon 1914 wurde ein Antrag gestellt, daß in Vierquartieren auf Grund der Bevölkerungszahl Lintfort mehr Abgeordnete in den Gemeinderat entsenden dürfe. Die Gemeinde Lintfort sollte entsprechend die Hälfte der Mitglieder des Bürgermeistereirates stellen.

1929 verteilten sich die Sitze in den einzelnen Gemeinden folgendermaßen:

Gemeinde
Gesamt
Sitzverteilung
Kamp
12 Sitze
Zentrum
8 Sitze
 
 
DNVP und DVP
4 Sitze
Hoerstgen
12 Sitze
SPD
1 Sitz
 
 
DNVP und DVP
11 Sitze
Kamperbruch
18 Sitze
Zentrum
10 Sitze
 
 
SPD
2 Sitze
 
 
KPD
2 Sitze
 
 
DNVP und DVP
4 Sitze
Lintfort
24 Sitze
Zentrum
5 Sitze
 
 
SPD
8 Sitze
 
 
KPD
2 Sitze
 
 
DNVP und DVP
4 Sitze
Rossenray
9 Sitze
Zentrum
6 Sitze
 
 
SPD
1 Sitz
 
 
DNVP und DVP
2 Sitze
Saalhoff
6 Sitze
Zentrum
5 Sitze
 
 
DNVP und DVP
1 Sitz

Die Radikalisierung der Bevölkerung wurde mit bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, die im Oktober 1929 begann. Trotz fester Lieferverträge an die französische Schwerindustrie mußten mit Beginn des Jahres 1930 erstmals Feierschichten auf Friedrich Heinrich eingelegt werden und im April wurden die ersten Arbeiter wegen Auftragsmangels entlassen. Die Arbeitslosen erhielten für 35 Wochen Arbeitslosenunterstützung. Danach waren sie auf die Wohlfahrt angewiesen. Handel, Handwerk und Gewerbe litten unter Umsatzrückgang und es gab Konkurse und Zwangsvollstreckungen.

An einem Sonntag marschierte der Bund rechtsgerichteter ehemaliger Frontsoldaten, der "Stahlhelm" auf dem Marktplatz auf, wobei die vielen Menschen, die zu der Kundgebung kamen, dort keinen Platz fanden. Auch die KPD hatte in jenen Tagen besonders in Lintfort starken Zulauf. Besonders wußten aber die Nationalsozialisten die Gunst der Stunde zu nutzen und am 13. Oktober 1930 wurde in Lintfort eine neue Ortsgruppe gegründet. Im Jahre 1931 verschärfte sich die Weltwirtschaftskrise noch weiter, die allgemeine Arbeitslosigkeit und auch die Zahl der Feierschichten im Bergwerk stiegen weiter an. Als am 20. Januar 1932 ein Redner auf einer SPD-Versammlung in Lintfort zum Kampf gegen den Faschismus aufrief, bot die NSDAP 100 Mann SS-Leute als Saalschutz bei ihrer Versammlung am 21. Januar auf.

Bei den Reichspräsidentenwahlen vom 13. März und 10. April 1932 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen in ganz Deutschland. In Lintfort lag außer Hindenburg auch der KPD-Vorsitzende Thälmann noch vor Hitler. Die NSDAP organisierte Umzüge durch Lintfort. Bei den Wahlen am 31. Juli zum Reichstag warb sie besonders unter den Arbeitern um Stimmen. Im Kreis Moers verlor die Partei zwar einige Stimmen, aber in Lintfort hatte sie Zuwachs und wurde zur drittstärksten Partei.

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Die Ansichtskarten aus den Jahren 1924-1932

Die Ansichtskarte aus der Mitte der 20er Jahre zeigt die Wilhelminenstraße

Diese Ansichtskarte wurde am 22.5.1926 abgestempelt und zeigt eine Partie an der Friedrich-Heinrich-Allee

Wie lange Postkarte häufig im Gebrauch waren, belegt die folgende Postkarte aus dem Jahre 1925, die im Jahre 1927 in Lintfort abgestempelt wurde; es ist auch ein Exemplar bekannt, das erst am 14.11.1943 von einem Kamp-Lintfort Soldaten, Feldpost-Nr. 04567 verschickt wurde:

Die Ansichtskarte aus dem Jahre 1925 zeigt die Friedrichstraße / Ecke Moerser Straße: man erkennt u. a. deutlich das jüdische Bekleidungsgeschäft Winter

Diese am 14.10.1929 abgestempelte Ansichtskarte zeigt das Hotel Bieger neben dem Kloster Kamp

Auf einer Ansichtkarte der Zeche aus dem Jahre 1929 ist sehr deutlich die Seilbahn zum Eyller Berg zu sehen:

Ansichtkarte vom Zechengelände aus dem Jahre 1929
Ansichtkarte Pappelsee aus den 1930er Jahren

Ansichtskarte mit Blick auf den Montplanetplatz, abgestempelt am 27.04.1930

Ansichtskarte mit Blick von der Albertstraße (die 1925 schon in Ebertstraße umbenannt worden war) auf den Montplanetplatz, abgestempelt am 01.07.1930

Eine weitere Ansichtskarte vom Zechengelände stammt aus dem Jahre 1931:

Ansichtkarte vom Zechengelände aus dem Jahre 1931

Die folgende Ansichtskarte von 1931 zeigt verschiedene Lintforter Ansichten:

Ansichtskarte von Lintfort mit verschiedenen Darstellungen aus dem Jahre 1931

Diese Ansichtskarte aus dem Jahre 1932 zeigt die Zeche vom Pappelsee aus, der hier noch als "Baggerteich" bezeichnet wird:

Ansichtskarte von Lintfort aus dem Jahre 1932 mit dem Pappelsee im Vordergrund
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