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- Zweites Kaiserreich (1849-1870) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.11.2009
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Einführung Die Julimonarchie und Entstehung der 2. Republik Die Krise der 2. Republik Die Ausgaben der 2. Republik Der Aufstieg Napoleons III. Das Kaisertum Napoleons III. Die Ausgaben des 2. Kaiserreichs Der Aufschwung von Wirtschaft und Kultur Die Außenpolitik Napoleons Der Deutsch-Französische Krieg nach unten

Einführung

Die ersten Marken Frankreichs erschienen am 1. Januar 1849 und zeigten das Motiv "Ceres" mit Halsschatten in Punkten. Bis zum 23. Juli 1850 wurden von dieser Serie acht Marken verausgabt.

Insgesamt wurden zur Zeit der 2. Republik und des schon kurz danach folgenden 2. Kaisereichs von Napoleon III 32 Briefmarken verausgabt, wobei der Michel- und besonders aber der Céres-Katalog viele Varianten und Abarten unterscheiden.

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Die Julimonarchie und Entstehung der 2. Republik (1848)

fr_1ceres.jpgBesonders die schlechte wirtschaftliche Lage zahlreicher Teile der Bevölkerung, wie der Arbeiterschaft und Bauern (auf Grund mehrerer Mißernten), aber auch politische Restriktionen, wie die Auflösung der Abgeordnetenkammer, Pressezensur und die alleinige Berücksichtigung der Grundsteuer beim Zensuswahlrecht hatten im Jahre 1830 zum Sturz des Bourbonen-Königs Karl X. geführt, als es zu einem Volksaufstand kam und am 28. Juli die Hauptstadt Paris in die Hand der Revolutionäre geriet. Zwar wurde die Revolution von den unteren und mittleren Schichten getragen, aber es gelang einer kleinen Gruppe von Bankiers aus dem Großbürgertum und von liberalen Adeligen, anstatt einer Republik die sogenannte "Julimonarchie" unter Herzog Ludwig Philipp von Orleans zu etablieren. Er wurde von Adolphe Thiers vorgeschlagen, der folgende Proklamation veröffentlichte: "Karl X. kann nicht mehr nach Paris zurückkehren, er hat das Blut des Volkes fließen lassen. Die Republik würde uns schrecklichen Spaltungen aussetzen, sie würde uns mit Europa überwerfen. Der Herzog von Orléans hat niemals gegen uns gekämpft. Der Herzog von Orléans war (1792) in Jemappes dabei."

fr_2ceres.jpgAm 31 Juli begab sich der Herzog in der Uniform der Nationalgarde ins Pariser Rathaus und zeigte sich dem Volke. Der Beifall der Bevölkerung wurde als Akklamation verstanden und am 7. August 1830 wurde er als Louis Philippe I. zum "König der Franzosen von Gottes Gnaden und durch den Willen der Nation" proklamiert. Für den neuen König sprach seine ehemalige Mitgliedschaft im Jakobinerklub und die revolutionäre Vergangenheit seines Vaters Philippe Egalité. Auch wenn das Volk vielleicht nicht unbedingt ihn als Herrscher gewollt hatte, so verdankte er seinen Thron doch letztendlich den Volksaufständen. Gegen ihn waren Bourbonen-Anhänger, Bonapartisten und Republikaner. Die Revolutionäre spalteten sich in die zwei Gruppen "Bewegung" (mouvement) und "Widerstand" (résistance). Die erste Gruppe bestand aus Intellektuellen und demokratisch gesinnten Bürgern, die zweite aus Gegnern einer weiteren Liberalisierung und Demokratisierung.

In der Außenpolitik verhielt Frankreich sich weitgehend neutral, da man zwar 1832 sich auf die Seite Belgiens gegen die Niederlande stellte, aber sich aus dem inneren Konflikt Spaniens heraushielt. Der Historiker und Journalist Adolphe Thiers (1797-1877), der ab 1840 leitender Minister war, mischte sich allerdings in die "Orientkrise" (dem Streit zwischen dem türkischen Sultan und dem ägyptischen Vizekönig) ein, was auf Widerstand der anderen Großmächte stieß.

fr_3ceres.jpgWirtschaftlich gab das gehobene Bürgertum den Ton an und das Zensuswahlrecht bestimmte z. B., daß noch im Jahre 1847 nur ca. 250.000 von 35 Mill. Einwohnern wahlberechtigt waren. Zunächst dauerten die Aufstände noch bis 1835, als z. B. im Juni 1832 die Republikaner die Volksmassen mobilisierten und 25.000 Soldaten und Nationalgardisten eingesetzt werden mußten. Große Aufstände von Arbeitern gab es im April 1834 in Lyon und Paris, die ebenfalls blutig beendet wurden. Louis Philippe zeigte sich gerne als "Bürgerkönig" und ein gescheiterter Attentatsversuch am 28. Juli 1835 ließ seine Popularität in der Bevölkerung noch wachsen. Solange es mit der Wirtschaft bergauf ging, hielt sich die Unzufriedenheit der Bevölkerung (besonders des gehobenen Bürgertums) mit den Politikern in Grenzen, aber schon ab 1842 sank die Popularität der Monarchie, zumal der sehr volkstümliche Kronprinz 1842 bei einem Unglück gestorben war. 1844 erhoben sich die Bergleute in den Kohlegruben des Loiregebietes, 1845 streikten die Pariser Zimmerleute. Der Glanz der Monarchie wurde immer mehr durch Arbeiterkonflikte überschautet. Das Proletariat bestand aus ca. 1 Million von 5 bis 6 Mill. Fabrikarbeitern, die sozialen Probleme betrafen aber auch die Mittelschichten der Arbeiter, weil eine zunehmende Mechanisierung der Arbeitsabläufe weite Teile der Arbeiterschaft um Lohn und Brot zu bringen drohte.

fr_4ceres.jpgDie wirlich große Krise begann ab 1846, als neben Wirtschaftsproblemen auch Bestechungsskandale und Unzufriedenheit über mangelnde Reformen hinzukamen. Die Erhöhung des Getreidepreises auf Grund zweier Mißernten brachte eine Erhöhung von 17 Francs pro Hektoliter im Jahre 1845 auf 43 im Jahre 1846. Es kam zu Teuerungsaufständen in den Städten und auf dem Land. Zudem wurde englisches Geld, das zum Aufbau des Eisenbahnwesens investiert worden war, nach England rücktransferiert, da England ebenfalls mit Wirtschaftsproblemen zu kämpfen hatte. Die Banken hatten nun zu wenig Geld zur Auszahlung, so daß die Bank von Frankreich einspringen und fast alle Reserven angreifen mußte. Es kam zu einer hohen Staatsverschuldung. Gleichwohl ging die Industrieproduktion zurück, die Arbeitslosigkeit griff weiter um sich und wuchs in einzelnen Gebieten wie der Normandie und der Champagne auf bis zu 35 Prozent an. Im Winter 1847/48 entstand so eine hochexplosive Lage, die sich durch das Elend der unteren Schichten verschärfte. Letztendlich führte die Wahlrechtsfrage im Februar 1848 zum Umsturz, denn König Louis Philippe und die Regierung erkannten die Dimension dieses Problems nicht. Es gab in Paris große Demonstrationen, bei denen die Menschen sich Luft machten, weil der größte Teil der Franzosen von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen war. Louis Philppe wurde am 23. Februar sogar tätlich angegriffen, es gab Schießereien mit Toten und Verletzten und Barrikaden wurden errichtet. Der König trat zurück und die republikanische Opposition bildete eine provisorische Regierung. Diese rief am Abend des 24. Februars 1848 mit Hilfe der Zustimmung des Volkes von Paris die 2. Republik aus. Auch die katholische Kirche, die während der Julimonarchie unter der antiklerikalen Einstellung des herrschenden Großbürgertums gelitten hatte, stellte sich auf die Seite der Revolution. In der neuen Regierung waren neben Sozialisten auch Republikaner und Demokraten vertreten. Es wurde ein Arbeitsbeschaffungsprogramm, eine Sozialhilfe und eine Arbeitszeitverkürzung beschlossen.

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Die Krise der 2. Republik

Mit der 2. Republik wollte man ganz bewußt an die Tradition der Großen Revolution von 1789 anknüpfen und unter Leitung von Louis Blanc bildete man eine Arbeiterschaftsvertretung, die die Regierung bei den anstehenden Sozialmaßnahmen beraten sollte. In Paris wurden Nationalwerkstätten errichtet, in denen 100.000 Arbeitslose beschäftigt werden sollten. Dennoch stieg die Arbeitslosigkeit, da die Wirtschaft wegen fehlender Investitionsbereitschaft des reichen Bürgertums weiterhin stagnierte.

fr_5ceres.jpgBei der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung am 23. April 1848 wurde das direkte, allgemeine Wahlrecht angewandt und im Unterschied zum früheren Zensuswahlrecht konnten 9,4 Millionen Männer wählen. Während früher ein Steuernaufkommen von 300 bzw. 1.000 Francs erst die Wahlteilnahme ermöglichte, war dies ein großer Fortschritt, wenn man bedenkt, daß ein Arbeiter 1848 ca. 2 Francs als Lohn für 14 Stunden Arbeit erhielt. Zum ersten Mal beteiligte sich mit 7,8 Millionen bzw. ca. 85 Prozent auch eine große Zahl an der Wahl. Von den 880 Mandaten ging die Mehrheit (fast 500) an die gemäßigten Republikaner, während Demokraten und Sozialisten nur 90 Sitze errangen und die Monarchisten 290 Sitze erhielten. Nachdem die Versammlung zusammengetreten war, trat die provisorische Regierung zurück und die Versammlung übertrug die Exekutive einer Kommission, die sich mit weiteren sozialen Unruhen konfrontiert sah, weil die Arbeiter aus Enttäuschung über den Wahlausgang und die neue Regierungskommission am 15. Mai erneut demonstrierte.

fr_6ceres.jpgAm 23. Juni beschloß die Kommission, die Nationalwerkstätten wieder zu schließen, worauf erneut ein Aufstand der Arbeiter in Paris ausbrach. Dem Kriegsminister Louis Eugène de Cavaignac (1802-1857) wurden von der Versammlung außerordentliche Vollmachten übertragen und er mobilisierte ein Truppenkontingent von ca. 45.000 Mann in Paris, um die Straßenschlachten, die vom 23. bis 26. Juni andauerten und ca. 3.000 Tote und 5.000 Verletzte forderten, blutig niederzuschlagen. Zwischen Arbeitern und Bürgerlichen tat sich eine starke Kluft auf, die die weitere politische Entwicklung eigentlich bis heute beeinflussen sollte. Da die politischen Kräfte im Frankreich des 19. Jahrhunderts sich eigentlich gegenseitig aufhoben, war es letztendlich aber für die Regierungspraxis egal, ob Frankreich Monarchie, Bürgerkönigtum, Republik oder Kaiserreich war.

Am 21. November 1848 wurde eine neue Verfassung beschlossen. In der Legislative standen 750 direkt und geheim gewählte Abgeordnete, die mindestens 21 Jahre alt sein mußten, einem ebenfalls direkt gewählten Präsidenten gegenüber. Weil der Präsident als Haupt der Exekutive die Versammlung bei Gegensätzen nicht auflösen konnte, war dieses Präsidialsystem sehr konfliktträchtig. Am 10. Dezember 1848 wurde Louis Napoleon Bonaparte (1808-1873), ein Neffe des ersten Napoleon, mit 5,5 Millionen Stimmen gegen vier andere Kandidaten, die zusammen nur 1,9 Millionen Stimmen erhielten, zum ersten Präsidenten der 2. Republik gewählt. Die Aufbruchstimmung der Revolution von 1848 kam auch den Bonapartisten zu Gute, da der Außenseiter Louis-Napoleon als Kompromißkandidat galt. nach zwei gescheiterten Putschversuchen, war er gerade aus dem Exil zurückgekehrt und konnte nun kandidieren.

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Die Ausgaben der 2. Republik (1848-1852)

fr_7ceres.jpgAm 1. Januar 1849 begann auch in Frankreich das Zeitalter der Briefmarken. Die erste Ausgabe von Frankreich zeigte den Céres-Kopf mit Halbschatten in Punkten. Bis zum 23. Juli 1850 wurden insgesamt sieben Marken verausgabt, wobei der Michel-Katalog bei jeder dieser Marken zwei Farbvarianten unterscheidet, der Céres-Katalog aber noch weitere Farbnuancen aufführt. Im Céres-Katalog wird außerdem ein Wert zu 20 C in hellblauer Farbe aus dem Jahre 1850 aufgelistet, der aber nicht verausgabt wurde. Zwischen dem 12. August und 3. Dezember 1852 gab es dann die zweite Ausgabe von Frankreich mit dem Porträt des Präsidenten Napoleon Bonaparte und der Inschrift "REPUB. FRANC.". Auch hierbei nennt der Michel-Katalog zwei Farbvarianten, während im Céres-Katalog viel detailliertere Unterscheidungen vorgenommen werden.

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Der Aufstieg Napoleons III. (1848-1852)

Der Traum Bonapartes war, die Politik seines Onkels nachzuahmen und das Empire wieder zu alter Größe zu führen. Militärisch und politisch war Napoleon I. zwar gescheitert, aber der Name behielt seinen Glanz, wovon der Neffe profitieren konnte, wenn er patriotische Gefühle auf sich vereinigen und als Symbol für die Sicherung revolutionärer Errungenschaften gelten wollte. Er nutzte die Stimmung im Lande geschickt für sich aus, reiste viel herum, um die öffentliche Stimmung für sich zu gewinnen.

fr_8nap.jpgBei den Wahlen zur Nationalversammlung wurden im Mai 1849 meist konservative Abgeordnete gewählt, die eher monarchistisch als republikanisch gesinnt waren. Besonders bestimmend war die "Partei der Ordnung", die mit Parolen und Werten, wie Religion, Familie und Eigentum geworben hatte. Das Gesetz Falloux vom 15. März 1850 ordnete das Bildungs- und Universitätswesen neu und besonders der Klerus wurde in die neuen Kontrollgremien aufgenommen. Eigentlich konnten konfessionelle Schulen nur mit Billigung des jeweils zuständigen Bischofs gegründet werden, aber die Geistlichen erwiesen sich als äußerst gute Volksschullehrer. Frankreich erlebte einen wahren Gründungsboom katholischer Schulen. Die Nachwahlen in Paris gewann im Mai 1850 ein Linker, Eugène Sue (1804-1857), was man in Frankreich, das sich auf dem Weg der Rekatholisierung sah, als so tragisch befand, daß sogar die Börsenkurse fielen. Schon am 31. Mai änderte man deshalb das Wahlrecht, indem Voraussetzung wurde, daß man als Steuerzahler mindestens drei Jahre in derselben Gemeinde wohnen mußte. So wurden viele Tagelöhner, Gesellen auf Wanderschaft und Hausbedienstete, die meist links und republikanisch wählten, von der Wahl ausgeschlossen. Die neue Bestimmung traf für immerhin ein Drittel der ca. 9 Mill. Wahlberechtigten zu.

Die Verfassung sah eigentlich nur eine einzige vierjährige Amtszeit für den Präsidenten vor, die für Napoleon Bonaparte im Mai 1852 ablaufen würde. Zunächst versuchte er deshalb mit legalen Mitteln, eine Verfassungsänderung zu erreichen, wozu er ein Komitee bildete, das mehr als 1,3 Mill. Unterschriften sammelte. Napoleon identifizierte seinen Namen mit dem einfachen Programm "Ordnung, Autorität, Religion, öffentliches Wohl, nationale Würde". Besonders der Artikel 45 sollte geändert werden, der die Amtszeit begrenzte. Auch in der Versammlung wurde dieses Problem erörtert und ca. zwei Drittel der Abgeordneten stimmten für eine Änderung. Dieses Ergebnis war aber nicht ausreichend, da laut Bestimmung für eine derartige Revision 75 Prozent der Stimmen nötig gewesen wären. Weil diese Mehrheit nicht zu erzielen war, plante Napoleon nach dem Vorbild seines Onkels einen Staatsstreich.

fr_9nap.jpgDiesen vollzog er in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1851 ohne größere Probleme und ohne Blutvergießen und ließ ihn sich durch eine Volksabstimmung legitimieren. Er löste per Dekret die Nationalversammlung auf, führte das allgemeine Wahlrecht wieder ein und verkündete den Belagerungszustand in Paris. Die wichtigsten Abgeordneten wurden verhaftet. Einen Volksaufstand gab es nicht, abgesehen von einigen kleineren Aufständen in Paris und in wenigen Departements. Es gab mehr als 25.000 Verhaftungen, Verbannungen wie die von Victor Hugo und ca. 9.500 Deportationen nach Algerien. Die große Mehrheit des Volkes stimmte am 21. Dezember in einem ursprünglich für den 14.12.1851 geplanten Plebiszit zu und es war ein Sieg der Exekutive über die unpopuläre Legislative. In dem Dekret hieß es: "In der Erwägung, daß die Souveränität in der Gesamtheit der Bürger beruht, bestimmt der Präsident der Republik: das französische Volk wird feierlich für den 14. Dezember in seine Wahlkollegien einberufen, um den folgenden Volksentscheid anzunehmen oder zu verwerfen. Das französische Volk will die Erhaltung der Autorität Louis-Napoléons und überträgt ihm die erforderlichen Vollmachten, um eine Verfassung auf den Grundlagen zu schaffen, die in seiner Erklärung vom 2. Dezember vorgeschlagen wurden." Das Dekret wurde mit 7.349.000 Ja-Stimmen bei 646.000 Nein-Stimmen angenommen. Die genannte Erklärung vom 2. Dezember enthielt eine Verfassungsskizze, die sich an einem berühmten Vorbild orientiert, das Napoleon I. nach dem Staatstreich vom 18. Brumaire (9. November 1799) zum 1. Konsul berief. Das parlamentarische System und die Struktur der republikanischen Verfassung schienen mangelhaft und ermöglichten so dem Präsidenten, ein autoritäres Regime zu errichten und eine Verfassung nach seinen Wünschen ausarbeiten zu lassen.

Die neue Verfassung wurde am 14. Januar 1852 verkündet, sie hatte 58 recht kurze Artikel und war ganz bewußt eine Nachahmung der Konsulatsverfassung von 1799. Als Staatschef (Chef de l'ètat) erhielt Bonaparte in seinem autoritären Regime alle Befugnisse, die auch der konstitutionelle König der Restaurationsmonarchie besaß. Es fehlte allerdings nun das parlamentarische Gegengewicht, das für die Monarchie nach dem Wiener Kongreß typisch gewesen war. Napoleon strebte sowieso nach dem Vorbild seines Onkels danach, die Präsidentschaft in ein Kaisertum einzutauschen. Sein großer Traum war, der Grande Nation wieder eine bestimmende Stellung in der Weltpolitik zu verschaffen.

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Das Kaisertum Napoleons III. (1852-1870)

fr_15nap.jpgUm sein Ziel zu erreichen, ging Napoleon, der im Volk außerordentlich beliebt war, politisch sehr geschickt vor. In Bourdeaux sagte er: "Frankreich scheint zum Empire zurückkehren zu wollen." Von der Stimmung in der Bevölkerung unterstützt, wandte er sich an den für eine Verfassungsänderung zuständigen Senat, der am 7. November 1852 die Verfassung umformte und das Präsidentenamt durch das Kaisertum ersetzte: "Louis-Napoléon Bonaparte ist Kaiser der Franzosen, unter dem Namen Napoleon III." (Artikel 1. der Verfassung). Durch diese Zählung sollte die Kontinuität von Napoleon I. über dessen Sohn Napoleon II. der nie regiert hatte, betont wurden, wie dies auch Ludwig XVIII. einst durch die Berücksichtigung Ludwigs XVII. getan hatte.

Napoleon II. erhielt die Kaiserwürde erblich, in männlicher Thronfolge und Primogeniturordnung (Erstgeborenenrecht) und mit der Möglichkeit, einen Nachfolger aus der weiten Familie der Bonapartes zu adoptieren. Das französische Volk billigte das Dekret am 21. November 1852 mit 7,8 Mill. Ja-Stimmen bei nur etwas mehr als 250.000 Nein-Stimmen. Diese Volksabstimmung war für Napoleon ein großer politischer Erfolg und ermöglichte es ihm, sein Kaisertum aufzubauen. Obwohl es das allgemeine Wahlrecht gab, war seine Herrschaft in der Zeit von 1852 bis 1860 autoritär und diktatorisch.

fr_16nap.jpgAm 2. Dezember 1852 rief Louis-Napoleon das 2. Kaiserreich aus, das mit der Entwicklung großartiger Perspektiven begann und in einem militärischen Fiasko endete. Um seine politischen Gegner auszuschalten, ging er gegen politische Versammlungen vor und änderte die Wahlkreiseinteilung nach den Interessen seines Regimes. Zudem erhielten die Präfekten die Aufgabe, im Auftrag der Regierung regimetreue Kandidaten für die Wahl der 2. Kammer auszusuchen. Gleichzeitig baute Napoleon die politische Polizei aus, nahm Einfluß auf die Justiz und den Klerus. Da die Kirchen seit der Revolution kein Eigentum mehr besaßen, waren die Priester, Pastoren und Rabbiner Beamte und konnten so als Herrschaftsinstrument der Regierung verwendet werden. Ab 1860 brach allerdings eine relativ liberale Regierungszeit an, die eine Entwicklung hin zum parlamentarischen System einleitete, den Kammern mehr Rechte und Freiheiten gewährte, die Öffentlichkeit der Debatten wieder herstellte und der Presse größere Freiheiten zugestand. Durch diese Loberalisierungspolitik erstarkte allerdings die Opposition, so daß Napoleon in den folgenden Jahren weitere Zugeständnisse machen mußte.

Anfang Januar ernannte Napoleon den Führer der "Dritten Partei" (tiers-parti), Émile Ollivier (1825-1913) mit der Bildung der Regierung, die von der Mehrheit getragen wurde und deren Minister alle der Kammer angehörten. Am 20. April 1870 ließ sich der Kaiser durch Plebiszit eine Verfassungsänderung bestätigen, die ihm einen großen Vertrauensbeweis des Volkes zeigte. Er war in einer starken Position, als der Krieg gegen Preußen und die süddeutschen Staaten ausbrach.

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Die Ausgaben des 2. Kaiserreiches (1852-1870)

fr_18nap.jpgfr_27napaufdruck.jpgNach der Errichtung des 2. Kaiserreichs erschienen zwischen 1853 und 1861 acht Werte, die das Porträt Napoleons III. ohne Lorbeerkranz zeigen und die Inschrift "EMPIRE FRANC." tragen. Während diese Marken noch ungezähnt waren, folgten zwischen 1862 und 1871 sechs weitere Werte mit diesem Motiv, die in gezähnter Form verausgabt wurden. Sowohl der Michel-, als auch der Céres-Katalog führen bei diesem beiden Emissionen zahlreiche Farbvarianten auf. Zwischen 1862 und 1870 gab es dann diese Ausgabe, die das Porträt Napoleons III. mit Lorbeerkranz zeigen. Am 1. November erschien ein langformatiger Zusatzwert zu 5 Fr. und die letzte Emission des Kaiserreiches von 1871 trug auf der Michel-Nr. 27 einen blauen Aufdruck einer "10".

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Aufschwung von Wirtschaft und Kultur

fr_19nap.jpgVon großer Bedeutung für Frankreich sollte das Eisenbahnwesen werden im Hinblick auf die industrielle Entwicklung, die Etablierung von Aktiengesellschaften und die finanzielle Kooperation zwischen Staat und Privatwirtschaft. Die französische Eisenbahntradition begann 1823, als Ludwig XVIII. am 26. Februar den Bau einer Eisenbahn von Saint-Étiennes nach Andrézieux an der Loire genehmigte. Die Jahre 1842-46 waren eine ausgesprochene Blüteperiode für den Eisenbahnbau, wobei die riskante Finanzierung auf Staat, die jeweiligen öffentlichen Körperschaften und Privatunternehmer verteilt wurde. Der Staat übernahm die Infrastrukturkosten, während die Eisenbahngesellschaften den Schienenweg, dessen Unterhaltung, die Züge und sonstige Einrichtungen finanzierten. In der allgemeinen Wirtschaftskrise ab 1846 versiegten aber die Investitionen, die erst ab 1851 unter Napoleon wieder auflebten. Die Aktionäre verloren ca. 500 Mill. Francs, wobei zu bedenken ist, daß der Nominalwert aller ausgegebenen Eisenbahnaktien ca. 1.2 Mrd. Francs betrug. Tausende von Bauarbeitern wurden arbeitslos, ca. 15.000 Arbeiter in den Eisenerzgruben folgten im Jahre 1847 und über 10.000 Arbeiter im Juli 1849 in den Kohlegruben sowie 1848 und 1849 weitere 67.000 andere Arbeiter, die indirekt betroffen waren.

fr_20nap.jpgDer frisch gewählte Präsident Napoleon Bonaparte hatte die Bedeutung der Eisenbahn für die Wirtschaft erkannt und sagte schon 1850: "Wir müssen die Möglichkeiten des Austauschs vermehren, um unser Land zum Blühen zu bringen. Ohne den Handel tritt die Industrie auf der Stelle. Die Industrie muß sich das Kapital, das sie zur Perfektionierung ihrer Ausrüstung benötigt, zu niedrigen Zinsen beschaffen können. So schnell wie möglich müssen die Verkehrswege ausgebaut werden." Schon einen Tag nach seinem Staatstreich, d. h. also am 11. Dezember 1851, genehmigte Napoleon fünf große Gesellschaften, deren Linien in Paris begannen bzw. endeten. Weitere Konzessionen folgten, wobei die Regierung durchaus auch auf Fusionen Wert legte, um ein kostengünstigeres und effektiveres Wirtschaften zu erreichen.

fr_21nap.jpgSo entstanden die sechs großen Linien PLM (= Paris-Lyon-Méditerranée), Compagnie du Nor, Compagnie de l'Est, Compagnie du PLM, Compagnie de l'Ouest, Compagnie du Paris-Orléans und Compagnie du Midi. In einer Rede vom 9. Oktober 1852 in Bourdeaux formulierte Napoleon nochmals die politischen Leitlinien: "Das Kaiserreich, das bedeutet Frieden. Endlose Landgebiete warten darauf, fruchtbar gemacht zu werden, wir müssen Straßen bauen, Brücken schlagen, wir müssen Wasserläufe schiffbar machen, unser Eisenbahnnetz vervollständigen. Die Eisenbahn wird aus Paris den größten Marktplatz der Welt machen." Zum Eisenbahnboom kam ein Erblühen der Kohle und Stahlindustrie. Im Vergleich zu vielen Nachbarn hinkte Frankreich allerdings hinterher: am 31. Dezember 1869 besaß Belgien im Vergleich zur Landesgröße ein 3,32 mal so großes Netz, England ein 2,51 mal, die Niederlande ein 1,45 mal, die Schweiz ein 1,07 mal und Deutschland ein 1,05 mal so großes Eisenbahnnetz wie Frankreich.

fr_22nap.jpgNeben dem Ausbau des Eisenbahnnetzes nahm Napoleon auch die Sanierung von Paris in Angriff. Er beauftragte damit Baron Georges Haussmann (1809-1891), der in 17 Jahren Paris in eine moderne Großstadt verwandelte mit einer Infrastruktur, die bis heute noch nachwirkt. Haussmann begann die Sanierung im Jahre 1853 als Präfekt des Département Seine. Enge Straßen und eine katastrophale Versorgungslage bei Wasser, Abwasserkanälen, Licht und Luft trugen nämlich nicht zum Wohlbefinden der Einwohner bei. Industriebetriebe lagen neben Wohnbezirken und stellten ein gesundheitliches Risiko dar. Auf 945.000 Einwohner kamen 1851 31.000 Häuser mit 294.000 vermieteten Wohnungen. 387.000 Menschen hausten in Baracken, weitere 300.000 in größeren Häusern unter ärmlichsten und dreckigen Umständen. In der Zeit von 1852 bis 1870 wurden in Paris 34.000 neue Häuser gebaut, überwiegend als Ersatz für Altbauten. Allein 1867 wurden 2.325 Häuser oder Baracken abgerissen, dafür entstanden 3.809 Häuser neu.

fr_23nap.jpgDas Besondere bei Haussmanns Vorgehen lag darin, daß er die ganze Stadt in allen ihren Bezügen erfassen ließ: nicht nur breite Boulevards, sondern auch neue große Bahnhöfe, öffentliche Parks und Grünflächen wurden einbezogen und Tausenden von Bäumen gepflanzt. Das Schlachten auf der Straße wurde verboten und statt dessen gab es nun Schlachthöfe. Durch Eingemeindungen wurde Paris am 1. Januar 1860 erheblich vergrößert. Die Fläche verdoppelte sich und 400.000 Einwohner kamen neu hinzu. Zur Verbesserung der Wasserversorgung wurden Quellen 130 km entfernt erschlossen, Aquädukte gebaut und städtische Reservoirs angelegt.

Alle Maßnahmen Napoleons zielten nicht nur darauf, Frankreich voran zu bringen, sondern auch darauf, die Stellung Frankreichs in der Welt zu verbessern. Neuen Glanz sollten auch die Weltausstellungen bringen, die 1855 und 1867 in Paris abgehalten wurden. Das besonders Französische bei der Durchführung dieser Ausstellungen lag darin, daß Industrie, Landwirtschaft und Kultur zusammengebracht wurden. Die Ausstellung von 1867 wurde auch vom preußischen König und von Bismarck besucht und die Firma Krupp zeigte eine neue riesige Kanone.

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Die Außenpolitik Napoleons

fr_32nap.jpgDie von Österreich, Preußen und Rußland im Jahre 1815 geschaffene "Heilige Allianz" dominierte das Geschehen in Europa. Obwohl Frankreich auf dem Wiener Kongreß sehr schonend behandelt worden war, war es mehr oder minder isoliert, so daß Napoleon III. danach trachtete, dieses System durch eine gemäßigte französische Hegemonialpolitik zu durchbrechen. Deshalb schaltete er sich 1850 schon in den Konflikt Rußland gegen die Türkei und England ein und nahm am Krimkrieg Ö81854-56) teil. Der Friedenskongreß fand in Paris statt und Napoleon konnte als Schiedsrichter auftreten. Frankreich konnte zwar keine Landgewinne verzeichnen, aber das Ansehen des Kaiserreiches stieg beträchtlich. Mit dem Bau des Suezkanals (1859-1869), den Frankreich weitestgehend finanzierte, und dem Eingriffen zu Gunsten der Christen im Libanon, versuchte der Kaiser seinen Einfluß im Mittelmeer auszubauen.

Auch um die italienische Einigung machte sich Frankreich verdient. Wegen der französischen Katholiken wollte Napoleon aber den Kirchenstaat erhalten. Als die Armee Piemonts den größten Teil des Staates besetzte, griff Napoleon ein und ließ Rom und Umgebung durch französische Truppen schützen, so daß zunächst Florenz als Hauptstadt Italiens dienen mußte. Rom wurde erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1870 Hauptstadt.

Auch in Indochina errang Frankreich Erfolge, aber die Einrichtung eines Kaisertums in Mexiko wurde ein Desaster. Die Deutschlandpolitik Napoleon war ebenfalls ein großer Mißerfolg, da er sich dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gegenüber sah. Der Versuch, als Gegenleistung für eine kleindeutsche Lösung territoriale Gewinne wie z. B. Luxemburgs für Frankreich zu erreichen, scheiterte. Die Spannungen zwischen Frankreich und dem Norddeutschen Bund wurden immer größer, als Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen für den spanischen Thron kandidierte.

fr_28nap.jpgÜberhaupt stand das Verhältnis Frankreichs zu Österreich und Preußen im Zentrum der französischen Europapolitik. Besonders das Verhalten der preußischen Truppen in Paris nach dem Zusammenbruch des 1. Kaiserreiches war den Franzosen noch nachhaltig in schlechter Erinnerung geblieben. Vor allem die katholischen Franzosen sahen Preußen mit Argwohn. Aber auch auf deutscher und besonders preußischer Seite gab es Mißtrauen, da man glaubte, daß Frankreich auch weiterhin den Rhein als "natürliche Grenze" anstrebte. 1859 griff Frankreich Österreich in Italien an und stellte sich damit indirekt und ungewollt auf Seiten des Deutschen Bundes, da Preußen an einer Schwächung Österreichs nur gelegen sein konnte. Auch ein Engagement Frankreichs im Süden hielt es von Ambitionen auf den Rhein ab. Als der Italienkrieg am 29. April 1859 begann, rüstete der Deutsche Bund, da er eigentlich verpflichtet war, Österreich zu helfen. Am 4. Juni siegten französische Truppen bei Magenta und Preußen bot Österreich eine Vermittlerrolle an. Trotzdem wurden 132.000 Mann zwischen Wesel und Frankfurt in der Nähe der französischen Ostgrenze positioniert, worauf in Frankreich die antipreußische Stimmung stieg.

Nachdem Napoleon Nizza und Savoyen annektierte, kam es auf dem Kongreß von Baden-Baden im Juni 1860 und im Oktober 1861 in Compiègne zu Gesprächen zwischen Napoleon und dem preußischen König Wilhelm I., wobei sich Napoleon um eine Annäherung an Preußen bemühte. Es wurde am 29. März 1862 zwischen Napoleon und Wilhelm ein Handelsvertrag geschlossen, der am 1. Juli 1865 in Kraft trat. Hatten die Ausfuhren des Zollvereins nach Frankreich 1863 noch bei 140 Mill. Francs gelegen, so stiegen sie 1869 auf 230 Mill. Francs. Frankreich hingegen exportierte 1863 für knapp 204 Mill. Francs Güter in das Gebiet des Zollverein, 1869 aber 253 Mill. Francs. Deutschland wurde so zum viertwichtigsten Handelspartner Frankreichs. Außerdem wurden in Deutschland um 1870 ca. 250-300 Mill. Francs in deutsche Bergwerke und im Hüttenwesen investiert.

fr_29nap.jpgEigentlich waren die Beziehungen also gar nicht so schlecht und es gab auch keine gegenseitiges "Erbfeindverständnis". Bismarck sah Frankreich außerdem als Partner, um die Vormacht Österreichs zu brechen. Allerdings verlief die Annäherung Preußens doch nicht so, wie es sich Frankreich wünschte, da Napoleon eine Revision von 1815 wollte. Die französische Kaiserin Eugenie unterbreitete dem österreichischen Botschafter Richard von Metternich deshalb einen Revisionsplan, der vorsah, daß Österreich im Tausch gegen die süddeutschen Staaten und das preußische Schlesien Galizien und Venetien abgeben, Preußen Polen und Schlesien aufgeben, dafür aber Hannover und Sachsen erhalten sollte. In Polen sollte eine Monarchie mit einem sächsischen oder österreichisch-erzherzoglichen König entstehen. Frankreich sollte das linke Rheinufer erhalten und Belgien unter sich und England aufteilen. Nach der österreichischen Niderlage vom 3. Juli 1866 bei Königgrätz trat Österreich Venetien an Frankreich ab, das als Vermittler angerufen wurde. Dies wurde in Frankreich als grandioser Erfolg des Kaisers gefeiert und in den großen Städten gab es Freudenfeuerwerke.

Bismarck ließ sich allerdings auf keine Kompensationsgeschäfte ein, sondern kündigte die Annexion von Frankfurt, Hannover, Nassau und Kurhessen an. Langsam wuchs in Frankreich das Gefühl, daß ein Krieg mit Preußen bevorstand. Dies galt besonders für das rechte und katholische Lager, während die Linke als eher preußenfreundlich galt. Frankreich näherte sich nun wieder mehr Österreich an und hoffte, Preußen und die süddeutschen Staaten zu spalten. Es gelang aber nicht, ein französisch-österreichisches oder gar französisch-österreichisch-italienisches Bündnis zu schließen. In Deutschland wurde ein Krieg gegen Frankreich immer mehr als Weg zur Erlangung der deutschen Einheit gesehen.

fr_30nap.jpgEin weiterer Spannungsgrund war die ungeregelte spanische Thronfolge, da der Thron im September 1968 verwaist war. Erbprinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen erhielt aus Madrid ein Angebot, aber Wilhelm I. sorgte selber für die Ablehnung. Er wollte den Konflikt mit Frankreich nicht weiter anheizen. Als ein Plebiszit vom Mai 1870 Napoleon den Rücken stärkte, trat Bismarck für eine Kandidatur Leopolds ein. Am 3. Juli kam eine Depesche aus Madrid, daß der Erbprinz die Kandidatur angenommen hatte. In Frankreich befürchtete man, von zwei preußisch dominierten Reiches eingekreist zu werden und man drängte auf eine Rücknahme der Kandidatur. Am 12. Juli verzichtete der Erbprinz, aber der französische Außenminister Gramont wollte Garantien und ersuchte Wilhelm I., der sich in Bad Ems aufhielt, um eine öffentliche Erklärung. Bismark nutzte diesen Vorfall in Gestalt einer Depesche: "Seine Majestät hat es abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, daß Seine Majestät dem Botschafter nichts mehr mitzuteilen habe". Dies führte in Frankreich zu heftigen Reaktionen. Schon am 15. Juli wurden Kriegskredite von Parlament bewilligt und am 19. Juli erklärte Frankreich Preußen den Krieg. In diesem Krieg blieben die anderen Großmächte neutral.

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Der Deutsch-Französische Krieg und das Ende Napoleons (1870)

Das Szenario war so, wie Bismarck es sich gewünscht hatte. Preußen war nicht der Angreifer, sondern führte einen Verteidigungskrieg. So konnte er die süddeutschen Staaten auf seine Seite ziehen. Frankreich hatte keine Verbündeten und war militärisch desorganisiert. Nach dem preußischen Sieg bei Königgrätz hatte man zwar erkannt, daß das Heerwesen reformiert werden müsse, aber es hatten noch keine Reformen stattgefunden. Es standen nur 270.000 Mann zur Verfügung, die sich nur wenig auf ein Ersatzheer bzw. eine eigentlich geplante Garde stützen konnten.

fr_31nap.jpgDas deutsche Herr war besser ausgerüstet und drang schnell ins Elsaß vor. Es standen 500.000 Mann zur Verfügung und zur Krupp-Kanone, die auf der letzten Weltausstellung in Paris gezeigt wurde, gab es auf französischer Seite bei der Artillerie kein Gegenstück. Am 13. August 1870 wurde die französische Armee des Marschalls Achille Bazaines in Metz eingeschlossen. Als sich eine Armee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon, bei der sich auch Napoleon III. befand näherte, kam es zur Schlacht bei Sedan, wo 17.000 französische Soldaten fielen und 107.000 in Gefangenschaft gerieten. Napoleon kapitulierte und wurde gefangen genommen. Er wurde nach Kassel-Wilhelmshöhe gebracht. Obwohl die Franzosen ihn am 4. September 1870 für abgesetzt erklärten und eine provisorische Regierung der Nationalen Verteidigung gegründet wurde, ging der Krieg noch weiter.

Die neue Regierung wurde zunächst mit einer deutschen Forderung nach Abtretung von Elsaß-Lothringen konfrontiert. Diese Forderung wurde schon seit längerem in Süddeutschland erhoben. Der französische Außenminister Jules Favre bat die europäischen Mächte um Unterstützung und Vermittlung bei einem Frieden ohne Gebietsabtretungen, aber England, Rußland, Italien und Österreich lehnten dies ab. Obwohl der neue französische Innenminister Léon Gambetta (1838-1882) ein neues Herr mit 600.000 Mann aufstellte, wurde Paris von deutschen Truppen besetzt. Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.

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